Abtauchen in Qeshm

1 Sept

Nach den Querelen mit dem iranischen Geheimdienst und der frustrierenden Arbeit am Auto erschien es uns sinnvoll, erstmal Abstand zu gewinnen und mit dem Fernbus zu verreisen. Es ging in das 600km entfernte Bandar Abbas, von wo aus wir mit dem Boot nach Qeshm, der größten Insel im Persischen Golf, reisen wollten. Wikipedia hätte uns hier wie so oft helfen können: „Bandar Abbas ist ein beliebtes Winterreiseziel der Iraner, da die Temperaturen im Winter bei angenehmen 25° bis 28 °C am Tag liegen, während sie im Sommer durchaus bis zu 49 °C ansteigen können. Hinzu kommt dann eine unerträgliche Schwüle.“ Hätten wir doch mal reingeschaut…

Hier im Süden des Landes merkt man die Einflüsse der strenger ausgelebten Religion und der Nachbarländer Pakistan und Afghanistan. Viele Menschen der Nachbarstaaten finden hier Arbeit. Für uns waren zunächst ihre andere Kleidung und die dunklere Hautfarbe zu erkennen. Vereinzelt trugen ältere Frauen als Zeichen ihres Wohlstandes metallene Gesichtsmasken, die uns in Kombination mit der Burka stark an Darth Vader aus Star Wars erinnerten.

Ach ja die unglaubliche Hitze. Wer schon mal zu Unzeiten in Dubai war, hat eventuell eine Vorstellung wie unerträglich es in Bandar Abbas bereits morgens um vier ist. Was wäre also wohl der beste Ort, um die vier (!) Stunden bis zur Abfahrt unsere Bootes zu überbrücken? Der überdachte Fischmarkt von Bandar Abbas. Kurz vor Sonnenaufgang wird hier der frisch gefangene Fisch präsentiert und verkauft. Doch leider waren die Verkaufshallen nicht wie erwartet klimatisiert. Der Fisch lag bei Außentemperatur auf geschmolzenem Eis, was uns zusätzlich noch olfaktorisch belastete. Für uns ein klarer Fall für das städtische Veterinäramt. Als Lukas dann noch einen gesunden Schwung lauwarmen Eiswassers ins Gesicht bekam, da ein Verkäufer seinen Riesenfang unsanft auf die Theke warf, machten wir uns auf den Weg zum Hafen.

Hier kauften wir vier Tickets, denn unser Freund Sattor aus Yazd sollte in den nächsten Stunden zu uns stoßen. Bei seinem Onkel und seiner Tante sollten wir alle wohnen. Die Zeit bis dahin verging nur sehr langsam. Gefühlt verging sie gar nicht. Die einzige klimatisierte Institution weit und breit war ein Kiosk, der aber geschlossen hatte. Bis um acht Uhr saßen wir auf irgendeiner Bank im Schatten. Wir versuchten aber dabei die Sitzgelegenheit so wenig wie möglich zu berühren, weil man das Gefühl bekam, dass einem durch alles was man berührte noch heißer wurde. Als wir kein Wasser mehr hatten, gingen wir in Richtung Stadt und gezwungenermaßen wieder an dem Kiosk vorbei und bemerkten, dass er nun tatsächlich geöffnet hatte. Hier warteten wir den Rest der Zeit bei gefühlten 5°C bis Sattor uns fand und wir gemeinsam auf das Boot stiegen. Auf der angenehmen Fahrt nach Qeschm standen wir die meiste Zeit draußen an der Reling, genossen den Wind und staunten über abtauchende Wale. Wir erzählten Sattor scherzhaft, dass dies für Max ein Höhepunkt sei, da er ein wirklich passionierter Angler sei, doch er verstand die Ironie nicht und anstatt die Sache richtig zu stellen, beließen wir es dabei. Dann war Max eben ein wirklich toller Angler.

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Die Insel, die in der Seestraße von Hormus liegt, ist seit 1991 eine der größten Sonderwirtschaftszonen zwischen Europa und Fernost. Viele arabische Geschäftsleute aus Dubai oder dem Oman – Luftlinie 70km – die Insel nutzen, um beispielsweise Konten zu eröffnen und Handel zu treiben, ist die Qeschm politisch stark mit der Regierung des Festlandes verbunden, um sicherzustellen, dass sie weiter Öl und Gas im Persischen Golf fördern dürfen.

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Bei unserer Ankunft stiegen wir in ein vollklimatisiertes bayerisches Automobil und fuhren in ein ebenso klimatisiertes Haus. In der zweiten Etage befanden sich zwei spiegelgleiche Wohnungen, in der auf der einen Seite Sattors Tante mit Ehemann und jungen Kindern wohnte, während auf der anderen Seite ältere Cousinen und Cousins wohnten. Unser Refugium befand sich in der Jugendwohnung und war wieder einmal das Wohnzimmer, wo wir es uns auf Teppichen und Kissen gemütlich machten. Zum Abendessen kamen alle Familienangehörigen in unser Wohnzimmer rüber und es wurde eine gummierte Tischdecke auf dem Boden ausgebreitet, wie man sie auch auf Gartentische legt. Sattor erzählte seinem Onkel, der nebenbei bemerkt leidenschaftlicher Angler ist, dass einer seiner Gefährten, die hier zufällig an der Tischdecke saßen, auch ein wahnsinnig begeisterter Angler sei und sich nichts schöneres vorstellen könnte, als in der brüllenden Hitze Angeln zu gehen. Das freute den Onkel natürlich sehr und er wollte gleich nach dem Essen mit uns los. Wir protestierten. Es sei unerträglich und wir seien übermüdet. Also gut, sagte der Onkel und schlug vor, dass wir uns ausruhten und um Mitternacht aufbrechen sollten. Da wir gute Gäste sein wollten, kamen wir aus der Nummer nicht mehr raus und nahmen das Angebot an. Also fuhren wir drei gemeinsam mit Sattor und dem Onkel um Mitternacht los zum Quai. Wir parkten das Auto und stiegen aus. Uns traf sofort der Schlag – selbst jetzt nach Mitternacht war es unerträglich schwül und die Tatsache, dass wir nun direkt am Wasser standen, machte es nicht besser. Man lief den Anleger hinunter vorbei an trockengelaufenen Schiffen und Lastenkänen bis zum Ende und wir waren nicht die einzigen Verrückten hier: es gab neben den sich unverschämt anbiedernden Katzen und den seltenen und wegen ihrer Panzer wertvollen Karettschildkröten tatsächlich noch Angler. Ein Blick in ihre Eimer verriet uns jedoch, dass wir nicht nur eine quälend heiße, sondern auch wahnsinnig erfolglose Nacht vor uns hatten. Als wir nach den strapaziösesten, schwülsten und  windstillsten drei Stunden unseres jungen Lebens endlich einen wirklich erbärmlich kleinen Fisch gefangen hatten, wurde dieser von allen Anglern in den Himmel gelobt („Mashallah!“, „Wie Gott will!“) und der Onkel gab sich zufrieden. Schließlich musste er uns ja etwas bieten. Es war so weit, wir packten unsere Sachen. Wie eine eiskalte Flasche Weißbier, die man im Hochsommer an einem schwülen Tag in die Sonne stellt war das Auto von der Restkälte der Klimaanlage von außen so tropfnass geschwitzt, sodass wir die Scheibenwischer unseres bayrischen Mobiles betätigen mussten, bevor wir losfahren konnten. Zuhause angekommen planten wir den nächsten Tag und gingen schlafen.

Wir fuhren gemeinsam mit Sattor die Küste entlang, vorbei an einer Bohrinsel zu einer verlassenen Höhlensiedlung, die komplett in einen Berg gehauen war. Danach ging es weiter zu einer alten Festung. Da sie an der Küste lagen, war auch in dort das Klima wieder unerträglich. Ob das Wetter im Jahre 1621 besser war als die Portugiesen hier landeten? Vielleicht hatten sie auch andere Beweggründe.

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Weiter im Landesinneren der Insel erkundeten wir den Grand Canyon von Queshm: das Sternental. Die Luft war hier längst nicht mehr so feucht wie an der Küste, welches das Herumklettern auf den Felsen bei 45°C erstaunlich angenehm erschienen lies. Der einzige Mensch, welcher uns in dieser idyllischen Einöde begegnete war ein älterer Kameltreiber in Begleitschaft seiner vier Kamele.

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Da die Insel nicht nur für ihre außergewöhnliche Flora und Fauna an Land bekannt ist (in Cassells Bibel wird Qeshm als der Ort an dem der Garten Eden sein soll beschrieben), hatten wir am Morgen beschlossen, schnorcheln zu gehen. Bald war eine Tauchschule gefunden, die uns das Equipment auslieh, sodass wir für die nächsten Stunden in die Unterwasserwelt eintauchen konnten. Da uns das Schnorcheln so viel Spaß bereitete, entschlossen sich Yorck und Lukas dazu, einen Tauchkurs zu machen. Max und Sattor rieten jedoch von der aktuellen Tauchschule ab, da das Material wirklich nicht in bestem Zustand zu sein schien, die Preise verhältnismäßig hoch schienen und zudem niemand englisch sprach. In der Tauchschule nebenan sprach auch niemand auf Englisch aber die Ausrüstung machte einen besseren Eindruck und wir einigten uns auf einen guten Preis für einen dreitägigen Kursus mit fünf Tauchgängen. Zudem durfte Max immer mittauchen und erhielt einen Rabatt, da er zu dem Zeitpunkt schon 150 Tauchgänge gemacht hatte. Am ersten Tag konnte Sattor uns noch beim Übersetzen helfen, doch er musste bald zurück nach Yazd um zu arbeiten. Wir zogen auch in ein nahegelegenes Hotel und waren nun mit unserem Talent allein. Nach einem kurzen obligatorischen Check-up bei einem Arzt durfte es dann offiziell losgehen.

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Gott sei Dank hatten wir Max bei uns, der uns mit seiner Erfahrung helfen konnte, wenn die Verständigung mit Händen und Füßen nicht ausreichte.  Nach ein bisschen Schnorcheln und anprobieren der richtigen Maske machten wir einen ersten Tauchgang in dem Riff, das wir tags zuvor bereits erschnorchelt hatten. Der Unterschied war dennoch enorm. Anstatt alles aus der Vogelperspektive zu beobachten schwebten wir nun dreidimensional im Raum und konnten uns frei bewegen. Nur vor den Adlerrochen sollten wir aufpassen hatte uns der Tauchlehrer zu verstehen gegeben. Der zweite Tauchgang erfolgte später am Nachmittag nachdem wir ein bisschen Theorie beigebracht bekommen hatten. Es gab extreme Strömungen und hohen Wellengang, sodass wir uns an der Ankerleine festhalten mussten, um nicht weggespült zu werden. Als wir den Anker erreichten, tauchten wir weiter geradeaus am Grund entlang gegen die Strömung. Unsere Luft ging uns dabei ziemlich schnell aus, da wir wie wild strampeln mussten, um überhaupt vorwärts kommen. Anscheinend müssen wir dabei aber einen verdammt guten Eindruck auf unseren Instruktor gemacht haben, denn für den nächsten Tag bestellte er uns für vier Uhr morgens ein. Wir sollten raus zu dem Wrack einer alten Bohrinsel fahren. Nach ein wenig Theorie-Input lernten wir einen deutschen Nahost -Journalisten mit seiner Frau und Tochter Madita kennen, die auf Qeschm Urlaub machten. Der Strandbudenbsitzer war selbst ein halber Deutscher, der vor einigen Jahren aus dem Iran geflohen war. Seine spektakulärer Geschichte hat er in einem Buch niedergeschrieben. Als er uns sein Motorrad auslieh, fragte uns der Journalist, ob wir seine Madita nicht mal mitnehmen könnten. Schließlich sei sie noch nie Motorrad gefahren und er selbst könnte es nicht.

Die Entscheidung das Frühstück gegen 20 Minuten mehr Schlaf zu tauschen machte sich bezahlt, da wir bei zwei Meter hohen Wellen auf einer Nussschale à la Lampedusa etwa eine Dreiviertelstunde zu der Stelle fuhren, an der die Bohrinsel versunken war. Als wir an einer Boje festmachten und das Boot keine Fahrt mehr hatte, wurde es erst richtig unruhig. Jetzt galt es die Ausrüstung mit samt 8kg Bleigewichten, Tauchweste, Flasche, Maske und Flossen anzuziehen, ohne dass einem schlecht wurde oder man versehentlich frühzeitig das Boot verließ. Als wir uns mit der typischen Methode mit dem Rücken zuerst (wir müssen wieder so professionell ausgesehen haben!) in die Wellen platschen ließen, sind wir direkt auf drei Meter abgetaucht, um den Wellen nicht länger so stark ausgesetzt zu sein.  Durch die raue See befanden sich allerhand Schwebstoffe im Wasser, sodass die Sicht kaum drei Meter betrug. Dennoch ließen wir uns von unserem Lehrer treu in die Tiefe schicken. Hier und da tauchten aus der Dunkelheit vor einem große Fische auf, die sich anscheinend so wie wir erschraken als wir sie zu Gesicht bekamen. Plötzlich erschien vor uns das Wrack. Wir waren nun auf 15 Meter tiefe und die Sicht betrug etwa zwei Meter – wir gingen noch tiefer herunter. Als wir auf dem Boden angekommen waren, zeigte die Uhr unseres Lehrers 28m Tiefe und wir hatten Mühe, uns in der Dunkelheit nicht zu verlieren. Dass wir uns jetzt besonders konzentrieren mussten, um bloß keinen Fehler zu machen, war uns klar. Dass unser Lehrer aus der Sicht von erfahrenen europäischen Tauchern verantwortungslos gehandelt hat und zwei so unerfahrene Taucher auf 28m Tiefe überhaupt nichts verloren haben,  war uns nicht bewusst. Nichtsdestotrotz schafften wir es wohlbehalten an die Oberfläche zurück und fuhren zu einem anderen Korallenriff, wo sich der Begleiter die Harpune schnappte und kurzerhand das Mittagessen erbeutete. Danach lernten wir in der Tauchschule die Basics über Dekompressionszeiten und nachdem Yorck und Lukas zwei Aufgaben gerechnet hatten ohne dabei allzu häufig in das Lehrbuch zu spinxen, gab uns der Lehrer zu verstehen, dass wir fertig seien. Wir verstanden zunächst nicht was er uns sagen wollte – er meinte, wir hätten unsere Prüfung zum Open Water Diver nun bestanden. Daraufhin gönnten wir uns erstmal eine der besten Wasserpfeifen mit dem dichtesten Rauch, den wir auf der gesamten Reise bekamen. Uns wurde erklärt, dass dies mit der Tatsache zusammenhängt, dass der Tabak, der in den Cafés auf Qeschm benutzt wird, aus dem arabischen Raum kommt und  deshalb besser sei. Wir glaubten den Leuten, da Iraner normalerweise kein gutes Haar an Arabern lassen.

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Am Abend besuchten wir ein Konzert eines wohl wirklich bekannten Sängers, dessen Namen wir gleich wieder vergaßen. Der Andrang war enorm und wir hatten sogar große Mühe mit unserem Wessi-Bonus eine Karte zu ergattern bzw. uns an den Türstehern vorbeizumogeln. Es war weniger die Performance an sich, welche spannend war, sondern vielmehr das Drumherum, die Art und Weise, wie das Konzert organisiert und durchgeführt wurde und das Verhalten des Publikums an sich. Zunächst sollte man erwähnen, dass dieses Spektakel kein Konzert war, wie wir es uns bei Robby Williams vorstellen würden. Es hatte mehr etwas vom Musikantenstadl, wo aber der gesamte Publikumsbereich nicht mit Bier(!)-Bänken sondern den aus dem Freibad an der Pommesbude bekannten weißen Sitzgelegenheiten bestuhlt war. Kein Mensch durfte stehen. Die Gefahr, dass jemand auf die Idee kommen könnte zu tanzen, war zu groß und dieses Risiko wollte man einfach nicht eingehen. Was man jedoch wissen sollte, ist, dass Iraner einfach nicht mehr stillhalten können, wenn sie Musik hören und dass die besagten Plastikstühle nicht viel Gewackel aushalten. Wir nahmen also einen Platz auf den hinteren Stühlen ein, um möglichst viel vom Publikum sehen zu können. Ein paar Reihen vor uns war eine Familie mit einem Kleinkind, welches immer wieder auf den Knien der Eltern stand und tanzen wollte. Jedes Mal wenn ein Aufseher dies sah, gab er der Familie zu verstehen, dass sie unverzüglich damit aufhören sollten. Auch ein Jungspund weiter vorn beobachtete die Ordner immer genau und stand in den richtigen Momenten auf und begann mutig und stellvertretend für alle zu tanzen, was ihm frenetischen Beifall bescherte. Der Rest schaukelte so gut es ging mit. Natürlich konnte der Herr nicht lange ungesehen bleiben und er wurde ermahnt. Beim zweiten Mal wurde er dann rausgeschickt.

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Video des Konzerts

Uns wurde die Unterdrückung eines Volkes in Form der Unterdrückung der ganz offensichtlichen Leidenschaft zur Musik noch einmal sehr bildhaft vor Augen geführt; sie manifestierte sich in der bildhaften Fesselung an die weißen Plastikstühle. Nach dem Konzert fuhren wir zu einem alten portugiesischen Fort und gingen nebenan in ein Fischrestaurant, wo wir wiedermal köstliches frisches Brot und dazu drei verschiedene Fischdips bekamen. Am nächsten Morgen fuhren wir wieder mit dem Bus nach Shiraz, wo Susi schon sehnsüchtig auf uns wartete.

Zwischen Feuer und Sand

23 Dez

Heute sollte der Tag mit einem Einblick in die persische Geschichte beginnen. Doch statt unserem geliebtem Saeid, welcher heute ausnahmsweise nicht einen Tag Urlaub unseretwegen erhält, erklärte sich  Akbar bereit, uns weitere Teile der Stadt zu zeigen. Beginnen sollte es mit kleineren religiösen Stätten.

Als die Araber Persien Mitte des 7. Jahrhunderts eingenommen haben, wurden neben vielen Ritualen, Gerichten und Sportarten auch die in Persien verbreitete Religion des Zoroastrismus fast komplett verdrängt. Die Religion basiert auf der Lehre des persischen Propheten Zarathustra, welcher circa 1200 v. Chr lebte. Dieser war es auch, welcher mit der Verkündung des Gottes ‚Ahura Mazda‘ (‚Weiser Herr‘) begann. Laut der Zoroastrier wurde die Welt von Gott gut geschaffen und steht im ständigem Kampf zwischen den guten und bösen Mächten. Jeder Einzelne kann sich nun durch seine Taten für die eine oder andere Seite entscheiden und dadurch sein Schicksal nach dem Tod bestimmen. Ähnlich wie in manch anderen Religionen können die Zoroastier sich durch gute Taten ihren Weg ins Paradies ebnen. Überhaupt erscheint uns, dass der Islam und der Zoroastrismus mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätze mit dem Christentum aufweist. Die Religionen der Welt sind sich in vielen Grundgedanken erstaunlich ähnlich.

Zurück zum Zoroastrismus. Gegenwärtig leben im Iran circa 30,000 Anhänger des Zoroastrismus, wobei die Zahl eher schwammig ist. Zwar ist im Iran laut der Verfassung eigentlich die volle Religionsfreiheit gegeben, jedoch wird der öffentliche Raum von islamischen Religionswächtern überwacht und die Ausübung anderer Religionen darf meistens nur im privaten Raum ausgeübt werden. So ist es auch mit dem Zoroastrismus. Zoroastrier vollziehen ihre Rituale meistens vor einer Feuerstelle oder sogar in einem Feuertempel, da das Feuer bei ihnen als reinigende Kraft gilt. Jedoch wurden die meisten Feuertempel in den Jahrhunderten der Zoroastrierverfolgung zerstört und das „Ewige Feuer“ der jeweiligen Tempel zum Erlöschen gebracht. Die im Feuertempel in Yazd leuchtende Flamme ist einer der wenigen erhaltenen ewigen Flammen und gilt als eine Art Pilgerstätte für die wenigen im Iran verbliebenen Zoroastrier.

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Nachdem uns unser muslimisch gläubiger Freund Akbar den Feuertempel gezeigt und erläutert hatte, ging es mal wieder in eine Moschee. Wobei anzumerken ist, dass Akbar ganz und gar nicht abfällig über den Zoroastrismus erzählt hat. Genau im Gegenteil. Fast stolz stellte er uns wenige Tage später zwei Zoroastrische Freunde von ihm und Saeid vor, Abtin und Afshin. Diese schilderten uns auch prompt zwei herauszuhebende Vorteile ihres Glaubens in einem so streng islamischen Land. Ihr Glauben verbietet weder das Konsumieren von Alkohol, noch das intensive Kennenlernen des anderen Geschlechts. Ein doch recht bemerkenswerter Unterschied zu ihren gleichaltrigen muslimischen Freunden. Diese lauschen umso neugieriger deren Erfahrungsberichte über den Umgang mit Frauen und den berauschenden Konsum von Alkohol. Und jetzt ab zur Moschee und zurück zum Islam.

Akbar hatte sich eine kleinere und unbekanntere Moschee für uns ausgesucht, zu der er jedoch einen persönlicheren Bezug hat, da er hier selbst mehrfach beten war. Ihr teilweise trübes Aussehen ist wohlmöglich ihrem Standort geschuldet. Sie liegt etwas außerhalb des Stadtkerns und steht daher wohl nicht sehr weit oben auf der langen Liste der zu renovierenden Moscheen in Yazd.

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Dennoch hat auch sie alles, was eine schiitische Moschee haben muss. Einen Stuhl/Thron, von dem der Mullah predigen kann, viele Teppiche zum Niederknien, mehrere Bände des Korans auf arabisch (nicht persisch) und natürlich die schiitischen Gebetssteine, welche keine wirklichen Steine, sondern zusammenpresste Erde sind

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Nach dem Vorbild vom Propheten Muhammad soll man beim Beten die Stirn auf reine Erde legen. Und da dies meistens nicht möglich ist, wird beim Beten die Stirn auf einen Gebetsstein gelegt. Akbar erklärte uns jedoch, dass er und die anderen Jungs so gut wie immer einen Gebetsstein bei sich tragen würden, sodass man nicht zum Beten umbedingt eine Moschee aufsuchen muss. Zum Abschied ermutigte uns Akbar die Leere der Moschee auszunutzen und für ein ganz besonderes Foto zu posieren: Die Moschee aus der Perspektive des Mullahs zu erblicken. Nach kleinem Protest gaben wir nach… Voilà:

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Aber jetzt ab wie weg! Mit Blasphemie ist gerade und ganz besonders im Iran nicht zu spaßen. Zudem musste Akbar auch zurück zum Unterricht in der Schule. Unser Organisationstalent Saeid hatte jedoch bereits einen neuen Aushilfe-Tourguide für uns organisiert. Sattar war der ausgewählte Freund, welcher sich bereit erklärte, den drei unbekannten deutschen Jungs die Umgebung von Yazd zu zeigen.

Sattar, welcher ein Wasserpfeifen-Café mit seiner Schwester betreibt, überliess das Arbeiten an diesem Tag seiner Schwester und beschloss, uns die Umgebung von Yazd zu zeigen. Ein spannend geplanter Nachmittag stand uns mal wieder bevor! Von einem Highlight durften wir zum nächsten reisen/reiten.

Wir hatten Saied gegenüber in einem Nebensatz erwähnt, dass wir erstaunlich wenig Tiere auf unser langen Reise zu Gesicht bekommen haben. Dies wollte Saied mit Sattars Hilfe anscheinend heute ändern. Daher reisten wir zu allererst etwas außerhalb der Stadt, um einen Freund von Sattar bei seiner Arbeit zu besuchen, welcher täglich von großen Säugetieren umgeben ist. Zufrieden präsentierte uns Sattar unser erstes Reiseziel: einen Pferdehof. Ernüchterung machte sich bei Sattar breit, nachdem wir ihm gestanden, bereits zahlreiche Pferde in Deutschland aus nächster Nähe gesehen zu haben. Sattars Ehrgeiz war aber nun geweckt. Zügig überzeugte er seinen Freund, dass wir uns auf die Pferde hinaufsetzen und auf ihnen in der großen Pferdebox etwas reiten sollten. Gesagt, getan.

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Nach unserem jeweiligen persönlichem Lawrence-of-Arabia-Erlebnis mussten wir die Pferde zurücklassen und zum nächsten Teil des Ausfluges weiterziehen.

Es erwartete uns nun das, worauf der eine oder andere seit Wochen oder Monaten wartete: Einen Ausflug in eine astreine Sandwüste. Schon zappelig im Auto auf und ab hüpfend blickten wir ungeduldig aus den Fenstern, um am Ende des sandigen Brachlands die Wüste entdecken zu können. Die Pfade wurden immer holpriger, die Dörfer immer kleiner, nur die üppigen Sandmengen fehlten noch. Und dann war sie da! Eine idyllisch ruhig liegende Sandwelle erstreckte sich vor uns. Faszinierend. Eine Schönheit, wie sie nur die Natur zu schaffen weiß. 

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Jedoch hatte Sattar noch eine ganz besondere Überraschung für uns. Was wäre schon eine kleine Wüstenexpedition ohne ein Kamel? Das hat sich Sattar wohl auch gedacht. Doch wie kommen wir hier an ein Kamel? Logisch. Sattar ruft selbstverständlich einen Freund an, welcher ein Kamel besitzt. Wer tut das denn auch nicht in solch einer heißen Region. 10 Minuten später tauchte Sattars Bekannter auf und hatte zudem auch noch Sattel und das Gespann dabei. Das Kamel senkte sich majestätisch herab, damit wir es besteigen konnten. Mit einem Ruck stand das Kamel anschliessend wieder auf und man schaukelte leicht in gut zwei Meter Höhe über den feinen Wüstensand.

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Der Ritt in der Hitze zehrte überraschend an unseren Kräften. Die brennende Wüstensonne lässt auch uns schwach werden. Hätte man die beiden Wasserflaschen bloß nicht bei der Ankunft in der Wüste ausgetrunken. Der Hals war nun trocken, die Haut erhitzt, doch der Humor noch da. Trotz der brüllenden Hitze  mussten wir alle vier herzhaft los lachen als wir sahen, wie das Kamel nach Hause geführt wird. Ach, wo waren wir gelandet? Was für ein Paradis!

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Ankunft in der Wüstenstadt – Yazd

22 Okt

Susi war durch die vielen eher erfolglosen Werkstatt-Besuche sehr gestresst und benötigte ein paar Tage Erholung. Rücksichtsvoll beschlossen wir daher unsere angeschlagene Dame für ein paar Tage in Shiraz sich ausruhen zu lassen und ohne sie eine Reise ins nahegelegte Yazd anzutreten. Schweren Herzens suchten wir also ein alternatives Transportmittel für die ca. 450 Kilometer. Wegen der fehlenden Zug- und überteuerten Flugverbindung, beschlossen wir mit dem Bus zu reisen. Für stolze 2.5 € pro Person gönnten wir uns einen VIP-Bus, welcher über Nacht die Strecke fahren würde.

Die Sitze waren angenehm breit, der Bus auf frische 18 Grad gekühlt und es lief keine nervige Karaoke -Musik während der Fahrt, wie man es aus Langstreckenfahrten aus Südost-Asien gewohnt war. Zudem gab es reichlich kostenlosen Tee und Wasser. Gut gelaunt und etwas müde gönnten wir uns mehrere Gläser und fielen in einen wunderbaren Schlaf. Unsere maslowschen Grundbedürfnisse waren vorerst erfüllt. Jedoch befahl uns unser Körper recht bald, dass wir den Schlaf beenden und uns einer anderer Tätigkeit widmen sollten. Entweder haben die Iraner eine Blase in der Größe eines Basketballs oder sie verzichten vorausschauend auf die kostenlosen Getränke. Weshalb? Weil es in der knapp sechs Stunden langen Fahrt keinen Toiletten-Stop , geschweige denn eine Bordtoilette, gibt…

Unsere Aufregung verflog jedoch beim Anblick des phantastischen Stadtbilds Yazds in dieser frühen Morgenstunde. Die aus der Wüste auftauchende Sonne warf ihren gold-roten Schleier und erzeugte eine mystische Morgenröte. Die vielen Minaretten waren bereits angestrahlt, während die ründlichen Dächer der Häuser noch auf ihren Sonnenglanz warteten. Die Häuser der Stadt haben einen Lehm-Ton als Wand- und Dachfarbe, uns sehen aus, als seien sie ein natürlicher Teil dieser friedlichen Wüstenlandschaft. Ein wirklich märchenhaftes Erscheinungsbild.

Und in dieser wunderbaren Stadt wohnen unsere Freunde, welche wir im Thermalbad in Sarayi kennen gelernt hatten. In einem Auto, der im Iran sehr stark vertretenen Automarke SAIPA, holte uns Saied und Mustafa frühmorgens im Stadtzentrum ab. Da wir von unser kurzen Nacht berichteten, bot Saied sofort an, zu ihm nach Hause zu fahren, zu frühstücken und uns auszuruhen. Ein präzise formulierter Plan, welcher uns sofort zusagte.

Als Schlafquartier wurde uns der größte Raum des schicken einstöckigen Hauses zur Verfügung gestellt – das Wohnzimmer. Erschöpft legten wir uns auf die für uns ausgebreiteten Futons. Saied beschloss kurzer Hand sich auch eine Matratze dazu zu legen, sodass wir zu viert uns einen verfrühten Mittagsschlaf gönnten.

Geweckt wurden wir durch die Stimmen der anderen Jungs. Die Uhr zeigte auch kurz nach ein Uhr, welches bedeutete, dass die vierstündige Mittagspause der arbeitenden Bevölkerung begannen hatte. Nach und nach traf die ganze Rasselbande bei Saeid im Wohnzimmer an. Mustafa war wieder da, gemeinsam mit seinem Bruder Ahmad und seinem Cousin Akbar, Hussain kam auch dazu und Saieds Vater, Ali, lernten wir nun auch endlich mal kennen.

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Außerdem hatte Ahmad, welcher beruflich Fotograph und Kick-Box-Lehrer ist, eine Santur mitgebracht. Santur, nicht Sanduhr. Dies ist eine Art Glockenspiel, auf einem Trapez-förmigen Kasten. Mit einem filigranem Holzschlägel spielt/haut man auf gespannte Saiten und kann bis zu 30 verschiedene Töne erklingen lassen. Nach einer kurzen Einführung in die klassische Welt der Santur, durften wir unser Glück versuchten. Max und Yorck schien das improvisierte Spielen eher zu zusagen, während Lukas sich mit dem korrektem Musizieren der vorgegebenen Melodie und Noten versuchte. Santur ist ein spaß für die ganze Familie!

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Nach der ausgiebigen Mittagspause brachen alle Parteien auf. Für uns ging es in das Stadtzentrum von Yazd. Da Saeid etwas außerhalb der Stadt wohnt, in dem Ort Zarch, benötigt man 30 Minuten Autofahrt nach Yazd. Diese fährt Saeid mehrfach täglich, um zeitig auf der Arbeit zu erscheinen. Jedoch erlaubt ihm seine Position als Führungskraft in der kleineren Firma, welche Finanz-Software programmiert und verkauft, recht flexible Arbeitszeiten zu haben. Saied war so lieb für unseren ersten gemeinsamen Sightseeing-Ausflug eine Dolmetscherin zu mobilisieren, um ein unmissverständliches Kommunizieren zu ermöglichen. Mit der Dolmetscherin im Schlepptau ging es dann zur Jāmeh Mosque – der Freitagsmoschee und eines der Wahrzeichen der Stadt.

DSC_0097Freilich hat man von dem großem Platz vor der Moschee eine feine Sicht, jedoch beschloss Saeid uns einen noch exklusiveren Ausblick zu bieten. Ziel war das Dach eines ebenfalls am Hauptplatz gebauten Hauses – das schräg gegenüber liegenden Sayyid-Rukn-ad-Din-Mausoleum. Zwar gibt es dort keinen offiziellen Aufgang auf das Dach des Mausoleums, jedoch konnte Saeid einen religiösen Mitarbeiter tatsächlich bereden uns den Zutritt zu gewähren. Saeid berichtete uns, dass er uns als angereiste muslimische Pilger vorgestellt hatte, welche mit dem Auto die islamische Republik Iran bereisten. Eine andere Ausrede wäre im sehr religiösen Yazd wahrscheinlich nicht so erfolgreich gefruchtet.

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Nun ging es runter vom Dach und ab in die vielen engen Gassen der angeblich zweitältesten Stadt der Welt (die einzig ältere erhaltene Stadt der Welt ist laut unser yazdi Freunde Venedig). Die warmen, aber trockenen, 38 Grad Celsius sind in den mit Wind durchwehten Gassen gut ertragbar. Zudem haben sich die Städteplaner vor mehren hundert Jahren ein ausgefuchstes Wassersystem entwickelt, welches an die Raffinesse der römischen Aquädukte-Bauer erinnert. Kaltes Wasser ist in so heißen Regionen natürlich ein sehr wertvolles Gut, welches gut aufbewahrt werden musste. Unter vielen Gebäuden befinden sich riesige Wasserspeicher, welche durch ein unterirdische System miteinander verbunden sind.

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Einer dieser Wasserspeicher befindet sich unter der Trainingshalle der „Zurkhaneh“-Sportler. Zurkhaneh ist ein traditioneller kreisförmiger persischer Fitnessraum, in dem Männer die iranische Kraftsportart Pehlwani ausüben. Pehlwani diente früher bereits zur geistlichen und körperlichen Ertüchtigung, wurde jedoch nach der Eroberung Persiens durch die Araber, zwischenzeitlich verboten.

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Ähnlich wie in einem modernem Fitnessstudio, werden im Zurkhaneh nach einer ausgiebigen Aufwärm-Einheit verschiedenste Kraftübungen ausgeübt. Unteranderem werden wie beim Gewichtheben, Gewichte in die Höhe gestemmt und dort gehalten. Jedoch handelt es sich hier nicht um die handelsüblichen Gewichtsstangen, inklusive verschiedensten Gewichten. Nein! Es handelt sich hierbei um über dimensional große Kegel, wie man sie aus dem heimischen Kegelverein zu genüge kennt. Mit einer geübten Körperbewegung kann man diese kinder-großen Kegel über seine Schulter wuchten und dann mehrfach auf und ab heben. Ähnlich vorgegangen wird mit der breiten langen Metallkette, welche man mit einer Ankerkette von großen Frachtern assoziiert. An dieser Kette sind zudem noch ein paar Klingeln befestigt, welche ein rhythmisches Rascheln hervorrufen, wenn man das schwere Konstrukt über seinem Kopf von rechts nach links schwingt.

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Das Substitutionsgut der vielen Fernseher und Musiklautsprecher westlicher Fitnessstudio ist der Trommler des Pehlwani. Er gibt mit seinem lautem trommeln den Takt vor, zudem die Sportler ihre Liegestütz und Hebeübungen voll üben. Abpropo Liegestütz! Nachdem die Sportler sich am Gewichte heben verausgabt hatten, folgten unzählige Liegestütz-Einheiten. Jung oder alt wurden zum Liegestützen absolvieren aufgerufen. Und wer nicht mehr konnte, machte auf seinen Knien die restlichen 200+ Liegestütz. Ein endloser Prozess, welcher von dem lauten Takt der erwärmten Trommel dirigiert wurde. Dum, dum, dum, dum…

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Weiter durch die kühlen Gassen, auf dem Weg zum Bazar. Der überdachte Markt in Yazd ist doch anders, als die bisher gesehenen Bazare. In Esfahan stand der Teppichhandel im Vordergrund, in Shiraz die Mode, in Tehran die Gewürze und in Yazd die Töpferei. Wobei es hierbei um Kupfertöpfe handelte, welche über einer offenem Flamme geformt werden. Anschließend werden sie von meist sehr alten Männern mit einem Hammer bearbeitet. Ein geschultes Auge weiß jedoch auch hier zu unterscheiden, zwischen einem handgefertigtem gehämmerten Kupfertopf oder einem maschinell angefertigtem Kupfertopf, welcher nur durch ein paar wenige Hammerschläge optisch verfeinert werden sollte. Bei der Wahl des Topfes ist daher Obdacht geboten!

Wir konnten uns leider für keinen Topf entscheiden und beschlossen daher nicht das Weite, sondern das Hohe aufzusuchen. Gemeinsam mit dem dazu gestoßenem Akbar, suchten wir einen Weg auf die Dächer des Bazars. Nachdem der Schlüssel für den Dachzugang nicht, wie versprochen, beim Obsthändler aufzufinden war, wurden wir zum Friseur-Salon geschickt, welcher uns weiter zum Metzger entsendete. Tatsächlich. Der mit Blut überströmte Metzger des Bazars, selbstverständlich kein Schweineblut, hatte den einzigen Schlüssel für den kleinen Treppenaufgang zum Dach und begleite uns zur entsprechenden Tür.

DSC_0310Wow! Wo waren wir hier gelandet? Wie in einem persischem Märchenbuch! Wir sprangen über die Dächer wie einst Aladin oder der Charakter aus dem verfilmten Computerspiel Prince of Persia. Von Dach zu Dach und von Kuppel zu Kuppel hüpften wir vor dieser traumhaften Kulisse. Umgeben von Minaretten, Moscheen und Badgirs genießten wir den Moment und diskutierten über die Surrealität dieses Augenblickes.

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Ach ja, was ist ein Badgir? Dies ist eine simple, doch sehr raffinierte architektonisches Kreation, um die Häuser und Gassen zu kühlen. Eine Art mittelalterliches Ventilationssystem. Wie kleine Leuchttürme ragen sie aus vielen der Häuserdächer hervor, und lassen den Wind durch ihre Öffnungen hinein wehen. Ein Badgir („windcatcher“) hat mehrere Lüftungsschächte, welche in die vier verschienden Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. Auf der einen Seite wird der Wind hinein geweht und auf der gegenüberliegenden Öffnung wird die im Haus stehende Luft hinaus getrieben. So entsteht in dem Haus immer ein frische Windzug, selbst bei 50 Grad Außentemperatur. Ein System, welches den Einwohner von Yazd seit über tausend Jahren eine frische Briese ermöglicht.

DSC_0300Unseren Gastgebern gegenüber konnten wir unsere Faszination nicht verstecken, sodass sie uns anboten uns am Abend den größten Badgir der Welt zu zeigen. Wir waren begeistert und erblickten wenige Stunden später einen riesigen Turm, welcher durch das Einfangen des Windes eine gewaltige Menge an unterirdisch gelagertem Wasser kühlte. Herr Altmaier aufgepasst; komplett ohne Strom! Leider konnten wir uns nicht den Windkanal selber stellen, um die Kraft des gebündelten Windstroms zu spüren. Stattdessen schlenderten wir noch friedlich mit unser einheimischen Jungstruppe um den Badgir und freuten uns auf weitere spannenden Eindrücke.

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Alkoholisiertes Feiern im restriktiven Iran

9 Okt

„Es ist wahrscheinlicher in der Ausgrabungsstätte Persepolis Bademodels zu finden, als in Shiraz einen Shiraz Wein“

Iran – Reiseführer für individülles Entdecken

Die Autoren dieses Reiseführers sind entweder außerordentlich kontaktscheu oder haben auf ihrer Iranreise die Stadt Shiraz übersprungen. Der Shiraz Wein gehoert zu der Stadt, wie das Kölsch zu Köln. Klar, das köstliche rötliche Getränk steht nicht in jedem Supermarkt, Restaurant oder Getränkemarkt offensichtlich zur Schau. Doch so wie alle Wege nach Rom führen, führten uns alle Shirazi (Bewohner der Stadt Shiraz) zum Wein.

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An unserem zweiten Abend in Shiraz waren wir zu einer Houseparty eingeladen. Als wohlerzogene junge Männer haben wir selbstverstaendlich auch ein erfreuliches Gastgeschenk mitgebracht – 2 Flaschen Rotwein. Die Flaschen haben wir kurz davor über kennengelernte Iraner erwerben können. Wobei zu erwähnen ist, dass man Rotwein auf dem iranischen Schwarzmarkt nur in 1.5 Liter Plastikflaschen erwerben kann. Wir waren jedoch nicht die einzigen höflichen Gäste. Es schien als hätten alle 15-20 Partyteilnehmer ähnliche Mengen an alkoholisierten Getränken mitgebracht. Nur die beschränkte Auswahl an Getränken spiegelte die Restriktion der Islamischen Republik wieder. Es gab tatsächlich nur Rotwein und Aragh. Beide Spirituosen sind im Iran fast nur selbstgebraut wiederzufinden und bieten daher ein spannendes geschmackliches Spektrum – jede Flasche beinhaltet einen neuen Geschmack. Aragh, ein klarer und ungesüsster Schnaps (dem Grappa aehnlich), hat einen Alkoholanteil von 40 – 80 % und wird im Iran am liebsten pur getrunken. Jedoch wünschen auch die Iraner einen leckeren Nachgeschmack. Hierzu werden salzige Kartoffelchips in Yogurt eingetunkt und verspeist. Nach mehreren Runden an kühlen Getränken – der Rotwein wird im Iran leider am liebsten kühl serviert – wird das Wohnzimmer zur Tanzflaeche umfunktioniert.

Die Männer sind in Jeans und Hemd gekleidet, während sich die Damen deutlich mehr in Schale geworfen haben. Die in glamorösen Abendkleidern gehüllten weiblichen Gäste bewegten sich erstaunlich geübt über die improvisierte Tanzfläche. Das edel anmutende Auftreten der jungen Iranerinnen zeichnet sich auch in deren Trinkverhalten ab. Im Gegensatz zu ihrem männlichem Pendant, hat keiner der Frauen annähernd über die eigenen physischen Grenzen hinaus Alkohol konsumiert. Genau im Gegenteil. Die uns begegneten Iranerinnen verzichten auf den Konsum von Alkhol oder gönnten sich ihn nur in kleinen Maßen Die Männer betraten tanzend den Wohnzimmerteppich, nachdem sie sich anscheinend ausreichenend mit dem Trinken des Alkohols auseinandergesetzt hatten. Um unserem Tanzstil den entscheidenen iranischen Touch zu geben, benötigte es nur einen einfachen Trick. Wir mussten unsere Zeigefinger auf die Daumen legen und beim tanzen kreisförmige Armbewegungen vor dem Körper ausführen Sichtlich zufrieden mit unser tänzerischen Leistung, waren wir nun umworben von tanzenden iranischen Prinzessinen. Bis in den frühen Morgen wurden die mit Aragh gefüllten Becher in die Höhe gereicht, Chips eingetunkt und zu moderner iranischer Musik getanzt.

Am nächsten Tag folgte eine weitere kleine Festlichkeit. Diesmal war das Publikum etwas älter und der Abend noch gesitteter. In eine an einer traumhaften Hanglage gelegene große Wohnung mit Blick über Shiraz, lud ein mitte dreißigjähriger Iraner an diesem Abend ein. Anstatt mehrerer Aragh-Runden, überraschte der Gastgeber seine Gäste mit einem großen Abendessen. Als Hauptgericht stand selbstgegrilltes Kabab auf dem Speiseplan. Jedoch handelte es sich diesmal nicht um die üblichen Hackfleischspieße, sondern um köstlich aufgespießteFilet-Steaks. Das zarte und fantastisch gewürzte Fleisch stahl zweifellos dem folgenden Schnaps vorerst die Show. Der Aragh trat erst nachdem Essen auf die Bühne. Umso feiericher wurde sein Hervortreten zelebriert. Mit einem gewaltigen „Salamati!“ (Prost!) wurde angestoßen.

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Der Gastgeber präsentierte uns zu dem eiskaltem Aragh eine breite Auswahl an Fruchtsäften aus seiner eigenen Saftfabrik. Sein Wohlstand gründet sich auf der Fertigung von Fruchtsaeften, welcher er in die arabische Region verkauft. In diesem Zusammenhang lernten wir auch den wohl für Iraner amüsantesten Spruch kennen: „Iran is good, Arab is gus“. Er bedeutet wörtlich, ‚Iran ist gut und Arabien ist ein Pups‘. Mit dem mehrfachen Wiedergeben dieses einfachen Satzes ergatterten wir uns auch bei zukünftige Zusammentreffen die Rolle des albernden Harlekins und die Gunst aller anwesenden Iraner.

Zwar war bei dem Saft-Herrsteller die beträchtliche Anzahl an alkoholischen Getränken welche er in seinem eigens dafür verwendeten zweitem Kühlschrank aufbewahrte erstaunlich, dennoch war er diesbezüglich nur ein Käufer und kein Produzent. Den ersten Produzenten lernten wir erst einige Tage später in Shiraz kennen. Über unseren Freund Ramtin waren wir bei ihm zum Abendessen eingeladen. Er ist als „Doktor Weingeist“ im Volksmund bekannt und braut tüchtig delikaten Shiraz Wein. Der Standort des Weingutes des jungen Entrepreneurs ist kostensparend und praktisch zugleich – der Keller in seinem Elternhaus.

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Während seine Mutter uns knusprige Chicken-Wings mit Gewürzen verfeinerte und den Grill vorbereitete, leisteten wir dem ‚Doktor‘ und seinen Gästen gesellschaft. In gutem Englisch durften wir über die Politik und Differenzen unserer beiden Gesellschaften diskutieren. Sehr interessiert aber auch irritiert lauschten die iranischen Ohren unseren Beschreibungen des deutschen Wohlfahrtstaats. Statt erfreut über die vielen Vorteile, sorgten sie sich über die Risiken solch eines Wohlfahrtstaates. Uns fiel es ähnlich schwer, die Ungleichheit zwischen Mann und Frau im Iran zu akzeptieren. So dürfen Mädchen schon im Alter von 13 Jahren verheiratet werden (vor einigen Jahren ging es für die jungen Mädels vom Spielplatz direkt zum Traualtar, da damals die Altersgrenze bei neun Jahren lag!), erhalten bei der gesetzlichen Erbschaft nur die Hälfte ihres Bruders und haben vor Gericht nur die halbe Aussagekraft/Stimme eines Mannes. Besonders unter Ahmadinejad sollen die Rechte der Frauen wieder in den Hintergrund gerückt sein. Eine der anwesenden jungen Mütter (25 Jahre) beklagte sich vor ihrem in nächster Nähe sitzendem Ehemann, dass sie mit 16 Jahren wirklich zu früh geheiratet hatte. Der Ehemann war jedoch auch sehr offen und unterhielt sich ebenso offen über die Rolle der Frau und gestand, dass ihr Alter wohlmöglich echt etwas zu jung war. Ergänzt jedoch, dass beide Familien sich so wunderbar verstanden hatten. Gegen 2 Uhr nachts waren die Chicken-Wings fertig zubereitet, unzählige Gläser Wein getrunken und gehaltvoll diskutiert.

Wer meint, dass sich Iraner nur nach Sonnenuntergang eines alkoholischen Getränkes bedienen irrt. Allein für diese Zwecke, so scheint es, wurden ‚private gardens‘ errichtet. Vergleichbar sind solche Gärten mit einem ausschweifend großemdeutschem Schrebergarten, inklusive Pool. Wir wurden in Shiraz zum einen bei Amir und zum anderen bei Sepeher im Garten eingeladen.

Amirs Onkel, „Mr. Vadda“, hatte uns im Park angesprochen und zum Mittagessen eingeladen. Ohne Vorankündigung tauchten wir mit Mr. Vadda bei seiner Schwester zum Mittagessen auf. Sie überspielte ihre Irritation und hieß uns herzlichst willkommen. Beim Essen lernten wir ihren introvertierten, jedoch cool wirkenden Sohn Amir kennen. Amir ist 25 Jahre alt, fährt einen schicken Hyndai Jeep seines Vaters und hat anscheinend ständig Urlaub. Direkt nach dem Mittagessen ging es in die Tiefgarage zum Jeep. Amir und sein Bruder zeigten uns stolz im Radkasten die 3 versteckten Flaschen Aragh und drehten die Musiklautsprecher auf. Ab zum Garten!

Auf dem Weg dorthin mobilisierte Amir noch ein paar Freunde, sodass wir zu acht im Garten und auf dem privaten Fussballplatz standen. Nach einer Partie Deutschland versus Iran im Fussball, „verlieren ist wie gewinnen, nur andersherum“- think positive, gönnten wir uns eine Erholung im erfrischendem Pool. Amir packte die Gitarre aus und wir mixen leckere Aragh-Cranberry-Drinks für unsere neu gewonnen iranischen Bekanntschaften.

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Es war ein entspannter Tag und erlaubte uns von dem alltäglichem Stress in Shiraz etwas zu erholen. Jedoch schienen wir nicht die einzigen zu sein, welche sich von dem Alltag erholen wollten. Mr. Vadda tauchte einige Stunden später auf und machte es sich neben der Herdplatte gemütlich. Als er den Herd aufdrehte und im Besteckkasten herumwühlte erhofften wir innerlich, dass es wieder eine leckere iranische Spezialität zum Abendessen gibt. Stattdessen bereitete Mr. Vadda sich selbst eine kleine Delikatesse der arabischen Region vor. Auf einem sehr stark erwärmten Messer lag eine kleine graue Masse, welche er über dem Herd erhitzte. Nach einigen Minuten zog er das Messer zu seiner Nase heran und inhalierte den berauschenden Rauch. Es war Opium. Shockiert aber auch beängstigt beobachten wir gespannt die Situation. Als Mr. Vadda berauscht und langsam zu uns rüber schaute, bemerkte er unsere Blicke. Doch auch auf seine beruhigende Aussage: „This is safe. Do you want to try? You can trust me.“ lehnten wir schnell und einheitlich sein Angebot ab. Amir bestätigte uns, dass sein Onkel ein Opium-Problem hat und teilte uns mit, dass wir auf jeden Fall die Finger von diesem Teufelszeug lassen sollten. Wir ließen Mr. Vadda in der Küche zurück und verließen auch schon kurze Zeit später den Garten.

Sepeher. Sepeher ist der merkwürdigste Kautz, welchem wir im Iran begegnet sind. Er ist eine optische Mischung aus Winetoo, Bob Marley und Jimi Hendrixs. Er wohnt bei seinen wohlhabenden Eltern im Erdgeschoss, in einer Junggesellenwohnung auf ca. 30 Quadratmetern. Die Wohnung hat er sich bis vor kurzem noch mit seinem Adler Morpheus geteilt. Übrig geblieben ist jedoch nur noch ein grosser Baumstamm und ein 2 x 1.5 m Foto von Sepeher und seinem Adler. Sepeher ist mitte dreißig, mit dem Leben wohlmöglich nicht sehr zufrieden und arbeitssuchender Architekt. Halt findet er jedoch im Buddhismus und dem Konsum der verschiedensten Drogen. In unserer Gegenwart hat er zum Glück ’nur‘ Gras konsumiert, wobei er uns von seinen wilden 20er Jahren erzählt hat. Mit 21 Jahren ist er z.B. leider mit Heroin vollgedröhnt in einen Autounfall geraten und hat seit dem ein mit Metal-Implantaten verstärktes Bein. Trotz dieser ernsthaft erschreckenden Geschichten, ist Sepeher ein herzlicher Mensch, welcher uns nicht nur mehrfach einen Schlafplatz gegeboten hat, sondern auch für Susi ein Versteck, als wir vom iranischen Geheimdienst gesucht worden sind.

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Da Sepeher zur Zeit keinen Arbeitgeber findet, übt er seine Kreativitaet auf dem „Garten-Grundstück“ seiner Eltern aus. Dort hat er vor kurzem einen Pool errichtet und baut zur Zeit an einer überdachten Tanzfläche. Er hat zwar nur einen Bauarbeiter, der soll jedoch um so produktiver sein. Es ist ein 72 jähriger afghanischer Arbeiter, welcher eine Vielzahl an handwerklichen Fähigkeiten beherrscht. Einen Tag nachdem der Pool fertig gebaut worden ist, sind wir mit Sepeher und einem Freund dorthin gefahren. Die Gärten befinden sich alle rund 20-40 Minuten außerhalb der Stadt Shiraz.

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Neben dem altem afghanischen Herrn passt noch wer auf den Garden auf, und zwar Luigi. Luigi ist ein kleines Perlhuhn, welches Sepeher auf der Strasse gefunden hat. Es beherrbergt den nicht funktionstüchtigen Kamin des Wohnzimmers. Es hat dort reichlich Futter und kann durch ein Loch in der Wand raus in den Garten. Das Loch schaut aus, als hätte es Sepeher im Rausch spontan in die Wand geschlagen, um eine offene Tür für das Perlhuhn zu schaffen. Das kleine Wesen ist sehr kontaktfreudig und hat von uns Dreien Lukas auserwählt.

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In gewohnter Manier haben wir nach ein paar Aragh-Cocktails den Pool aufgesucht und uns von der Sonne bräunen lassen. Endlich bekommen auch mal unsere Beine etwas Sonne ab. Trotz der sehr heißen Temperaturen darf man im Iran ja nur mit langer Hose herum laufen.

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Als Abschluss des Garden-Ausflugs haben wir uns auf das Dach des Hauses zurück gezogen, um die untergehende Sonne betrachten zu können. Unschwer erkennbar haben wir nun Sepehers Juwel des Gardens erblickt: seine eigene Hanfplantage auf dem Dach des Hauses. Dieser verrückte Sepeher und diese wilden rebellischen jungen Iraner!

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Sin City (Shiraz)

7 Okt

Wir verabschiedeten uns nun von unseren russischen Freunden, um in der für uns noch unbekannten Stadt ein leckeres Mittagessen zu finden. Nach mehreren Anläufen fanden wir ein Restaurant, welches zu einer untypischen Zeit (15:00) etwas zu Essen anbietet. Wir sahen wohl sehr verloren aus, wie wir uns darüber unterhielten, welche Art von Kabab wir heute probieren wollten, sodass uns der größte Glücksgriff in unserer Zeit im Iran ins Gesicht sprang; Wir lernten Elham (Elli) und ihre Freunde kennen. Elli wird uns in den nächsten Tagen und Wochen noch ungemein weiterhelfen.

Erstmal trennten sich unsere Wege jedoch wieder – sie musste zurück zur Arbeit und wir waren erst am Anfang unserer Erkundung des Bazars und der Burg „Karim Khan“ in mitten von Shiraz.

Karim Khan Shiraz

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Der SMS-Kontakt brach jedoch nicht ab und wir trafen uns schon am selben Abend. Wir besuchten gemeinsam das Grab des berühmten persischen Dichters Hafez, welcher angeblich schon mit acht Jahren alle Verse des Koran auswendig konnte.

Hafez Tomb night

Leider waren wir recht müde von der anstrengenden Fahrt von Esfahan nach Shiraz und der prallen Sonne, welche auf unsere Köpfe beim Sightseeing strahlte, sodass wir uns bald nach dem Treffen trennten. Wir verabredet uns jedoch für den nächsten Tag in ihrer Mittagspause, welche in Shiraz von 13 bis 17 Uhr andauert. Aufgrund dieser Arbeitseinstellung werden die Shirazi’s auch „koon goshad“ genannt, was so viel wie „faules Arschloch“ bedeutet, ein sehr starker Kraftausdruck, der nicht unüberlegt auf der Straße verwendet werden sollte.

Wir trafen Elli und Marzieh demnach gegen 13:30h im Eram Garden, welcher ein berühmter Rückzugsort für verliebte iranische Pärchen ist, da es viele versteckte Ecken gibt, in denen man ungestört von der in grün gekleideten „Moral Police“ die Zweisamkeit genießen kann. Dies war natürlich nicht der Grund aus dem wir diesen Garten als Treffpunkt gewählt hatten. Er gilt laut Lonely Planet als einer der schönsten Gärten des Irans. Was wir so unterschreiben würden.

Während des Treffens bekam Elli eine SMS ihrer Cousine Parisa, ob sie nicht Lust hätte, an diesem Abend mit den drei deutschen Jungs auf eine Party zu gehen. Wir waren natürlich sofort Feuer und Flamme und sagten zu unserer ersten iranischen Party blind zu. Eine Vorraussetzung wurde uns dann doch von den Mädels gesetzt, wir sollten auf der Party doch bitte keine Kurdis (unsere iranischen Arbeiterhosen) tragen. Gesagt getan… doch mehr zu der und folgenden Parties im Kapitel „Alkoholisiertes Feiern im restriktiven Iran“.

In diesem Kapitel unser Reise geht es jetzt mit einer kleinen Odyssee über unsere arme SUSI weiter.

Denn als wir am Abend zu unserer ersten Party aufbrechen wollten, wollte die gute Susi einfach nicht alleine gelassen werden. Sie sprang ganz normal an, nach 200m entschied sie sich jedoch „ich möchte jetzt nicht mehr. Lasst mich in Ruhe“. Nix ging mehr. Weder vor, noch zurück. Wir waren in Feierlaune und entschieden uns für „wenn du nicht willst. Dann bleib du doch hier.“ und ließen Susi kurzer Hand am Straßenrand stehen und ließen uns von den jungen Iranerinnen abholen. Nachdem wir unseren Freunden das Problem geschildert hatten, sagten sie uns ihre volle Unterstützung zu, jedoch nicht mehr an diesem Abend, denn dieser Abend war voll und ganz dem Alkohol und der Tanzlust verschrieben.

Der langen Party geschuldet (es ging bis ca. 6 Uhr) schliefen wir dementsprechend lang im Wohnzimmer bei unseren neuen Freunden Parisa und Moein. Als wir uns dann am Nachmittag gegen 14 Uhr auf die Suche nach einem Dieselmechaniker machten, merkten wir schnell, dass die „faulen“ Shirazi’s an einem iranischen Donnerstag (deutscher Samstag) um diese Zeit keine Aufträge mehr entgegen nehmen. Nach langer Suche gaben wir auf und machten uns auf zur nächsten iranischen Party, diesmal mit einem etwas älterem Publikum (iranischen Business Leute, alle zwischen 30 und 38). Als wir diesen unser Autoproblem schilderten, organisierte einer (Armir), mit wohl viel Einfluss in Shiraz, doch tatsächlich einen Mechaniker, der sich in der Nacht (mittlerweile war es 12-1 Uhr) noch unser Auto begutachtete. Lukas und Max gingen also zurück zum Auto, um dem Herrn mit Namen Olyaee das Problem zu zeigen. Dieser schien anfangs sehr kompetent und das Problem auch schon in der Nacht im dunkeln erkannt zu haben. Seiner Meinung nach lag das Problem in der schlechten Dieselqualität im Iran und einer daraus resultierenden verstopften Einspritzdüse. Er meinte, es sei kein großes Ding und er könne es am nächsten Tag in seiner Werkstatt beheben. Gesagt getan. Am nächsten Tag organisierten wir mit Elli’s Hilfe (!) einen Abschleppwagen, der die gute Susi zu Olyaee’s Werkstatt brachte.

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Dieser nahm zwar unser Auto entgegen, wollte jedoch den Freitag (bei uns wie der Sonntag) mit der Familie verbringen und sich am nächsten Tag um das Problem kümmern. Dies konnten wir nachvollziehen und willigten in dem Glauben ein, dass unser Auto spätestens in zwei Tagen fertig sei und wir unsere Reise fortsetzten könnten. Wir gingen erstmal einen ordentlichen Kabab essen und in einem Park die Party-Strapazen ausschlafen.

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Als wir am nächsten Tag erneut die Werkstatt aufsuchten, war Mr. Olyaee jedoch nicht zu finden. Uns wurde nach einen Blick in den Motorraum der Susi versichert, dass er gerade unterwegs ist, um unsere Einspritzdüsen und die Kraftstoffpumpe reinigen zu lassen. Wir gaben uns zufrieden und kamen am späten Nachmittag erneut zur Werkstatt. Die Teile waren wieder eingebaut und wir schon voller Vorfreude. Ein typischer Fall von ‚zu früh gefreut‘, denn als wir versuchten eine Probefahrt mit Susi zu machen, lief rein gar nichts rund. Mr. Olyaee versicherte uns weiter nach dem Problem zu suchen.

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Es verging ein weiterer Tag mit der Suche nach dem Problem. Nun wurde das Problem in dem sehr schlechten Diesel in unserem Tank gefunden, welcher sogar für einen Laien im direkt vergleich als eine 50:50 Mischung von Wasser und Diesel erkannt werden konnte.

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Als dieser jedoch ausgepumpt und mit guten Diesel aufgefüllt wurde, lief Susi immer noch nicht ansatzweise rund. Es vergingen weitere zwei Tage mit der Suche nach dem Problem und dem, von uns mittlerweile als Blind verschriebenen, Mr. Olyaee.

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Nach diesem wurde das ursprüngliche Problem endlich gefunden! Durch einen sehr verdreckten Luftfilter hatte sich Unterdruck im Ladeluftkühler gebildet und der Verbindungsschlauch vom Turbolader zum Ladeluftkühler sei daher eingefallen, sodass der Motor nicht genügend Luft bekam. Als dieser nun nach einem weiteren Tag ausgetauscht wurde, lief Susi wieder, jedoch nicht wie die 12000 km zuvor. Aufgrund des sehr eng werdenden Zeitfensters mit unserem Anschlussvisum für Turkmenistan entschieden wir uns jedoch auch mit einer nicht zu 100% perfekt laufenden Susi weiterzufahren. Ein fataler Fehler wie sich 15km später rausstellte. Bei der ersten Steigung verließ Susi jegliche Kraft. Wir tuckerten mit 10-15 km/h den Berg hoch. Nach einem schnellen Telefonat mit Elli und unserer Aussage, dass wir nicht noch einmal zu Mr. Olyaee zurück kehren würden, fand fand sie für uns einen neuen Mechaniker. Dieser handelt zwar hauptsächlich mit amerikanischen Oldtimern, spricht jedoch perfektes Englisch (hat vier Jahre in England gelebt) und kennt viele fähige Mechaniker. Als wir bei diesem um nun 24 Uhr auf der Matte standen, analysierten gleich vier Mechaniker unser Auto und wir fühlten uns in kompetenten Händen.

Um 3 Uhr Nachts stand das Problem fest! Durch den Ausbau der Kraftstoffpumpe von Mr. Olyaee war das gesamte Timing des Motors verstellt. Mr. Olyaee hatte uns also nicht nur 5 Tage unserer Reise gekostet sondern auch ein viel größeres Problem als unser Ursprungsproblem eingehandelt.

Nach vielen Telefonaten mit Deutschland und fähigen Mechanikern stand fest, dass das Timing neu eingestellt werden muss. Normalerweise braucht man dafür ein spezielles Gerät, welches einem den Einspritzzeitpunkt anzeigt, dieses ist jedoch im Iran aufgrund der Sanktionen der UN nicht auffindbar. Mr. Shahin unser neuer englisch sprechender Autoberater, versicherte uns, dass er einen Mechaniker kennt, welcher ein Profi im einstellen von Motortiming ist. Aufgrund mangelnder Alternativen stimmten wir zu, dass dieser sich um unsere schwererkrankte Susi kümmern darf.

Personen von Links nach Rechts: Rolland (Mr. Shahins Sohn), Mr. Shahin, Max, Lukas, Random Guy, Mechaniker Gehilfe (Sohn?), Mechaniker

Personen von Links nach Rechts: Rolland (Mr. Shahins Sohn), Mr. Shahin, Max, Lukas, Random Guy (betrunken, bat uns Trauben an und kam nur so auf das Bild), Mechaniker Gehilfe (Sohn?), Mechaniker

Am nächsten Tag kümmerte dieser sich also um die Susi und wir entschieden, wir brauchen mal Abstand von der ganzen Autosituation und machten einen Tagesausflug nach Persepolis und dem Saadi Tomb (ein weiterer bedeutender persischem Dichter, welcher ebenfalls aus Shiraz stammt). Mehr über unseren Trip nach Persepolis und dem Saadi Tomb könnt ihr in der in ein paar Tagen folgenden Bildergalerie sehen und lesen.

Der Mechaniker schaffte es doch tatsächlich das Timing des Motors wieder einigermaßen einzustellen, sodass die Susi wieder mit einigermaßen Power auch kleinere Berge erklimmen konnte. Nun trat jedoch ein weiteres Problem auf. Nachdem das Timing wieder lief, merkten wir auf unseren Probefahrten rund um Shiraz, dass der Ladeluftkühler pfeift und höchstwahrscheinlich kaputt ist. Das ist an sich kein großes Problem, da dieser nachträglich für eine Steigerung der PS eingebaut wurde und die Susi auch gut ohne diesen auskommt. Um diesen zu überbrücken braucht man jedoch einen äußerst hitzebeständigen Schlauch, da die Luft aus dem Turbolader bis zu 200 Grad heiß ist. Dieser ist, wie war es auch anders zu erwarten, aufgrund der UN Sanktionen im Iran nicht erhältlich. Nach langem Grübeln und Auflisten der Alternativen (ja, wir haben erstmal eine Pro-/Contra-Liste erstellt) haben wir uns entschieden, die Teile aus Deutschland schicken zu lassen. Ein erneutes, aufgrund der Sanktionen, schwieriges Unterfangen. Max Onkel Jochen war so lieb und besorgte die Teile. Max Papa musste daraufhin mit diesen zum Zoll nach Bonn fahren, um alles versiegeln und versichern zu lassen. Dieser mühsame Aufwand war wegen der strengen Sanktionsvorschriften leider notwendig. An dieser Stelle nochmal ganz lieben Dank an alle Beteiligten. Das Paket sollte fünf bis sieben Tage später, bei unserem Engel in der Not, Elli, in Shiraz eintreffen.

In der Zwischenzeit entschieden wir uns zu einem Fernbus-Trip zu unseren Freunden in Yazd, die wir in Sareyn kennengelernt haben. Mehr dazu im Kapitel „Yazd“.

Ihr fragt euch mittlerweile bestimmt, warum heißt dieser Beitrag „Sin City“. Zum einen natürlich wegen der Parties, welche wir in dieser Stadt gefeiert haben, zum anderen aber auch aufgrund der wirklich quer durch die Stadt verteilten sehr offenen Leute, die fast durch die Bank weg die Gesetze ihres Landes mit Füßen treten. Jeder scheint einmal in der Woche eine Party in seinem mit 3-4 Meter hohen Mauern abgeschirmten Garten außerhalb von Shiraz zu feiern.

Uns wurde nicht nur einmal abends im Park Hasch, Marihuana oder gar Opium angeboten. Des Weiteren, wurden wir – egal wo wir auch in der Stadt zum schlafen geparkt haben – zu Leuten aus der Nachbarschaft zum Schlafen, Duschen oder Frühstück eingeladen.

Und dann ist da natürlich noch Ghalat, ein UNESCO Kulturerbe ca. 40 Minuten außerhalb von Shiraz. Parisa führte uns eines Tages, als unsere Stimmung wegen der kranken Susi wirklich am Boden war, in diese idyllische Region vor den Toren Shiraz. Ghalat ist eine alte Berg-/Ruinenstadt, in der sich die Einwohner neben den 50 Cent Eintrittsgeld pro Auto für die UNESCO Stadt mit dem Verkauf von Marihuana und Opium über Wasser halten.

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Die Stadt ist bei den jungen Leuten für ihre offene Art und den gemütlichen Genuss des ein oder anderen Joints bekannt. Die ältere Generation schätzt vor allem den Genuss einer guten alten Opiumpfeife in einem der zahlreichen Kaffeehäuser.

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Kommen wir nun zu einer weniger erfreulichen „fast“ Begegnung. Als wir nach 7 Tagen aus Yazd wiederkamen, und die Teile aus Deutschland irgendwo in Shiraz in einem Postamt festsaßen, da die PLZ nicht ganz korrekt war. Bekamen wir eines Mittags einen Anruf von unserem Autohändler des Vertrauens, Mr. Shahin teilte uns mit, wir müssten ihn so schnell wie möglich persönlich Treffen. Wir, relativ irritiert von der angespannten Stimme Mr. Shahins, machten uns unverzüglich auf den Weg zu ihm nach Hause.

Dort bekamen wir eine schockierende Nachricht übermittelt. Er sagte uns, dass die Secret Police of Iran (zu vergleichen mit der Stasi in der DDR) schon zweimal an der Werkstatt war und nach uns gefragt hat. Wir fragten uns sehr verdattert, was dies jetzt soll und wieso so plötzlich. Unsere Visa waren in Ordnung und auch sonst hatten wir uns in der Öffentlichkeit eigentlich nichts zu schulden kommen lassen. Mr. Shahin erklärte uns, dass sie auf uns aufmerksam geworden sind, da wir mittlerweile seit über zwei Wochen dieses doch sehr auffällige deutsche Auto durch Shiraz fahren. Er ermahnte uns des weiteren, diese Besuche auf jeden Fall ernst zu nehmen, da sein Sohn vor drei Monaten von eben jener Secret Police aufgegabelt wurde und aufgrund eines Totenkopfes auf seinem T-Shirt (ist im Iran verboten) zwei Stunden lang verprügelt wurde, mit der Begründung, er bete Satan an. Wir waren relativ verängstigt. Wir erklärten Mr. Shahin, dass wir einige Dinge im Auto haben, die im Iran nicht ganz legal sind. Unter anderem Bier, Wein, Aragh (iranischer Schnaps), Walkie-Talkies, welche eine Reichweite von ca. 6 km haben und einein Sateliten-Communicator. Relativ unbeeindruckt sagte er, der Alkohol wäre weniger das Problem, sondern eher das technische Equipment, welches uns als astreine Spione enttarnen würde. Er empfahl uns abzuwarten bis es dunkel ist und wenig Betrieb bei der Werkstatt sei. Zudem sollen wir alle Geräte vernichten. Gesagt getan. Wir blieben in regem Kontakt zu unserem Mechaniker und warten den optimalen Zeitpunkt ab, um die Sachen zu vernichten.

Wir fuhren also zur Werkstatt, schütteten den Alkohol in die Toilette des Waschraums der Moschee und versteckten die Walkie-Talkies und das SAT-Telefon. Wohl keinen Moment zu früh. Wir waren keine 30 Minuten mit Susi von der Werkstatt entfernt, da bekamen wir den nächsten Anruf vom Mechaniker. Die „Stasi“ war erneut da und alle Werkstätten in der Umgebung wurden nach uns ausgefragt. Mit einem Puls immer noch bei 180 entschieden wir uns, das Auto in der Einfahrt eines Freundes (Sepeher) stehen zu lassen und für sechs Tage aus Shiraz zu verschwinden, um die Tante eines Freundes aus Yazd auf Queshm (eine Insel im Persischen Golf nahe Banadar Abbas) zu besuchen. Der Trip nach Queshm wird spaeter auch noch gesondert in einem Artikel erscheinen.

Als wir sechs Tage später wieder nach Shiraz kamen, holten wir die Walkie-Talkies und das SAT-Telefon aus dem Versteck, wollten aber keinen Tag mehr als nötig in Shiraz bleiben. Wir verschenkten die Walkie-Talkies an Sepeher und versteckten das SAT-Telefon im Auto. Nun machten wir uns auf den Weg in die Richtung der armenischen Grenze. Mit dem kleinen Nachteil, dass Susi noch nicht ganz fit wieder war/ist und wir sie jeden Morgen zum starten anschieben müssen. Dieses Problem werden wir erst in der Hauptstadt von Georgien beheben lassen.

Das war unsere lange, entspannte und aufregende Zeit in Shiraz. Eine Zeit die Fluch und Segen zugleich war. Zum einem, weil uns aufgezwungen worden ist, so lange zu bleiben und zum anderen, weil wir super Freunde gewonnen haben und die Zeit keineswegs bereuen. Wir sind uns alle einig, dass wir diese tolle Stadt in unser Herz geschlossen haben und eines Tages wiederkommen werden.

Das prachtvolle Esfahan

5 Okt

Bevor wir in der Stadt eintrafen, entschieden wir uns dazu in einem Hostel zu übernachten und den Luxus zu genießen, jederzeit duschen zu können. Hier trafen wir auch eine gemischte Reisegruppe von vier Russen, mit denen wir den ersten Abend verbrachten und unter der Sio-Se-Pol-Brücke flannierten, da der Fluss ausgetrocknet ist.

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Da wir uns den großen Platz im Zentrum Esfahans als Schmankerl für den letzten Tag aufheben wollten, ließen wir uns am Morgen des darauf folgenden Tages von einer Germanistik studierenden Fremdenführerin die um das Zentrum verteilten Sehenswürdigkeiten zeigen. Hier ein kleiner Ueberblick:

Der wahrscheinlich beste Grund Esfahan zu besuchen, ist der Naghsh-i-Jahan- oder Imam-Platz, der nicht nur aufgrund seiner unübertroffenen Größe von 508m x 160m als eine der größten Sehenswürdigkeiten im vorderen Orient gilt und zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. An jeder Seite des vielfältig bebauten Platzes (der König ließ ihn vor der Revolution auch gern mal für eine Partie Polo räumen) befindet sich eine herausragende Sehenswürdigkeit.

Hier stehen wir auf dem Ali-Qapu-(Hohe-Pforte-)Palast und blicken auf die Imam-Moschee im Süden, in der das Freitagsgebet abgehalten wird und die als eines der größten Meisterwerke der iranischen Architektur gilt. Sie ist wie viele Dinge vor der Revolution noch dem König geweiht gewesen und hieß demnach früher Königs-Moschee.

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Gegenüber des Palazzos auf der Ostseite des Platzes befindet sich das nächste UNESCO Weltkulturerbe, die Scheich-Lotfollah-Moschee aus der Safawidenzeit, welche der Überlieferung nach als königliches Betshaus genutzt wurde. Erstaunlich hierbei ist, dass sie aus ungeklärten Gründen im Gegensatz zu allen schiitischen Moscheen über keine Minarette verfügt und um 45° versetzt zum Platz steht. Der Innenraum und speziell das Deckengewölbe gehörten für uns zu den schönsten, die wir auf der Reise entdecken durften.

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Der Norden des Platzes wird, wie sollte es für ein orientalisches Stadtzentrum anders sein, durch den Basar begrenzt. Jeder Basar im Iran scheint sich neben dem allgemeinen Teil, wie Kleidung oder Gewürzen, auf eine besondere Handwerkskunst spezialisiert zu haben, die in diesem Fall die Kupferverarbeitung darstellt. In den vielen Gässchen und Winkeln gibt es ein ständiges Klopfen, Hämmern und Gießen.

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Auch populär sind die aufgrund der erhöhten Touristenanzahl etablierten Teppichhändler, die mit ihren listigen Lockvögeln und ihrer eloquenten Art auch uns beinahe zu mehr als einem Tee überredet hätten.

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Wenngleich wir keinen Teppich aus dem Laden des Händlers mitnahmen, gingen wir nicht ohne ein Vordiplom in Teppichkunde. Wir unterscheiden jetzt grundsätzlich zwischen Stadt- und Nomadenteppichen. Letztere sind meist kostbarer und im wesentlichen kleiner oder zumindest im Gegensatz zu den Stadtteppichen in ihrer Größe durch drei Faktoren begrenzt: Sie werden von einer einzelnen Frau innerhalb von sechs Monaten in einem Nomadenzelt gefertigt. Ihre natürliche Färbung erhalten sie durch Farbstoffe wie Safran, Henna, Mohn oder Wurzeln, welche die Nomaden in der jeweiligen Region vorfinden. Kenner wissen es zu schätzen und sind unterbewusst beruhigt, auf einem Teppich zu stehen, dessen Rand mit Ziegenhaar gekettelt ist. Sie wissen sofort, dass es nicht irgendein iranischer Teppich ist, sondern dass es ein ostpersischer Teppich sein muss, und dass sie hier vor Schlangen, die eben nur dort vorkommen, sicher sind, da diese das rauhe Ziegenhaar meiden wie Katzen das Wasser.

Unweit der Teppichhändler wollten wir uns nach so viel geistiger Beanspruchung beim Mittagessen ausruhen und ein iranisches Nationalgericht namens Dizi ausprobieren, welches wir vorsichtshalber und nur als Vorspeise bestellten. Es handelt sich um eine harmlos aussehende Suppe, die in einem unglaublich heißem Steintopf serviert wird. Das Gericht ist für den Laien so langweilig wie es scheint: 500ml Suppe, eine viertel Tomate, eine Hand voll Kichererbsen und zwei oder drei Stücke Suppenfleisch. Dass die Küche nur die halbe Arbeit gemacht hat und die Limetten und der Stößel speziell für das Dizi und nicht das Mittagessen allgemein (oder vielleicht nicht-alkoholische Caipirinhas) bestimmt waren, war uns in dem Moment nicht klar, und dieses Rätsel wurde auch nicht zu diesem Zeitpunkt, sondern erst später auf der Reise in Shiraz, gelöst.

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Hier mussten wir das vermeintlich langweilige Gericht erneut mangels Alternativen bestellen und ein  Einheimischer, der Mitleid mit uns empfand, hielt uns zum Glück davon ab, das Dizi erneut als Suppe zu löffeln und belehrte uns eines Besseren: Zunächst verbrennt man sich die Finger an dem Steintopf, obwohl man einen Lappen – oder wenn nicht vorhanden Brot – um das Gefäß geschlungen hält und gießt die erste Hälfte der Brühe in das Schälchen, aus dem man zuvor die Limetten und den Stößel genommen hatte. Dabei vergießt man unweigerlich die andere Hälfte neben das Schälchen, wobei man hier die Wahl zwischen dem Tisch, dem eigenen oder dem Schoß eines Sitznachbarn hat, da die Steingefäße nie Münder zum ausgiessen haben. Dann greift man zum Stößel und zermatscht den Bodensatz (Tomate, Kichererbsen und Fleisch) zu einem Brei, während man sich nach Belieben weiterhin die Finger verbrennen und das Püree mit Limetten abschmecken kann. Das verwendete Brot wird nun in mundgerechte Stücke zerrissen und in die Brühe geworfen. Et voilà – es ist angerichtet! Nach so viel harter Arbeit kommt man in den Genuss dieses tatsächlich schmackhaften Nationalgerichts und kann das Püree und die Brotsuppe endlich verzehren. Natürlich wünschten wir uns nach vielen verbrannten Fingern und Schenkeln, dass das Gericht auch fertig zubereitet serviert würde aber wir waren auch insgeheim stolz darüber, dass wir uns mit der Kenntnis über die Zubereitung so wunderbar in einem traditionellem Restaurant assimilieren konnten.

Obwohl das Mittagessen oder vielmehr das damals noch als Suppe identifizierte „Do it yourself-Dish“ ein Reinfall war, konnten wir der Situation doch etwas positives abgewinnen: Wir lernten zwei aufgeschlossene Iranerinnen vom Nachbartisch kennen, die uns prompt für den Abend zum Picknick mit ihrer Familie im Park einluden. Natürlich folgten wir der Einladung und trafen uns zunächst in dem hippen Viertel der Stadt, in dem auch die armenische Vank-Kathedrale steht. Auf dem Weg zum Park liefen wir eine Weile und konnten durch das Flussbett des ausgetrockneten Flusses laufen. Dabei mussten wir aufpassen, dass die Polizei nicht auf uns aufmerksam wurde, da es sich überhaupt nicht gut macht, wenn sich Jungs und Mädels gemeinsam auf der Strasse, geschweige denn in Flussbetten zeigen. Im Rahmen der Familie und beim Picknick war das wieder anders und doch wurden alle still und keiner lachte mehr ausgelassen als die Moralpolizei den Park patroullierte. Dennoch war unser erstes Picknick bei Mitternacht traumhaft und ein Paradebeispiel für die iranische Gastfreundschaft! Wir wurden herzlichst begrüßt und waren froh, Bekanntschaft mit Iranern zu machen, die so gut Englisch sprechen konnten, dass man nach langer Zeit wieder frei von sprachlichen Barrieren Konversation betreiben konnte. Über die Sättigungsgrenze hinaus gefüllt mit den besten Falafel-Sandwiches der Stadt, wurden wir sogar noch zurück in unser Hostel gefahren, wo wir am nächsten Morgen in Richtung Shiraz, gemeinsam mit den Russen, die wir zuvor kennengelernt hatten, aufbrachen. Ein toller Abschluss für eine so tolle Stadt.

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Good bye Ali – Hello Bijan

3 Okt

Nachdem wir uns von Ali verabschiedet haben, machten wir uns auf die Suche nach einem guten Restaurant für das Abendessen. Die einfachste Möglichkeit dies im Iran zu tun ist möglichst viele Menschen auf der Straße anzusprechen und das Restaurant zu wählen, welches einem am häufigsten empfohlen wird. So lernten wir nach zwei vergeblichen Versuchen Bijan kennen, einen sehr aufgeschlossenen und nicht sehr religiösen Iraner. Nachdem wir ihm erklärten, dass wir doch bitte keinen Kabab mehr essen möchten, begleitete er uns spontan in ein günstiges aber gutes Restaurant in der Nähe. Das Gericht, was wir nun bekamen, war für uns eine neue kulinarische Erfahrung – eine Art Gemüsepaste mit Reis. Es war eine sehr leckere und gelungene vegetarische Abwechslung.

Bazar Teheran 2

Gut gesättigt ging es nach dem Essen mit Bijan weiter und zwar zu seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Qelian (Shisha) rauchen. Bijan tat dies mit ausgesprochener Freude, konnte jedoch nicht einmal den Unterschied zwischen Kirsch- und Apfeltabak erkennen. In der Qelian-Bar, welche übrigens nur Männern den Eintritt erlaubt, lernten wir einen guten Freund Bijan’s kennen. Da dieser am Abend noch ein wichtiges Date hatte und sich vorher noch ein wenig Mut antrinken musste, zogen Bijan und er bald los, um ein wenig Alkohol zu kaufen. Alkohol ist im Iran jedoch nur über illegale Quellen (Dealer) zu bekommen und um diesen zu schützen (wir hätten schließlich iranische Spione sein können) trennten wir uns kurzer Hand und besuchten den Bazar und die anliegende Moschee.

Qelian bar 1

Moschee nacht

Bei unserem Wiedersehen mit Bijan zwei Stunden später war Bijan sichtlich angetrunken. Das machte sich insbesondere bemerkbar durch seinen übermäßigen Gebrauch an amerikanischen Schimpfwörtern. Mit dem nun angetrunken Bijan ging es weiter in den Norden Teherans in ein „Hippes-Viertel“, dass sich durch zahlreiche Qelian-Bar’s und eine sehr schöne Lage auszeichnete. Das eigentlich spannende war jedoch der Weg dahin.  Da am naechsten Tag ein Feiertag war, war das Strassennetz Tehrans zu einem gewaltigem Stau zusammengeschmolzen. Durch diesen wurden wir sehr elegant von Bijan geleitet. Wenn es zwei Minuten mal nicht in gewohntem Tempo vorwärts ging, wurden ganz einfach 4-5 Autos mit dem Argument „Ich habe deutsche Touristen dabei“ gebeten zurückzufahren, sodass wir mit unserer nicht gerade kleinen Susi wenden konnten.

Am Ziel angekommen fanden wir uns in einem kleinen grünen Paradies in den Bergen Teherans wieder. Hier lernten wir neben Bijans-Lieblingsbeschäftigung (erneutem Qelian rauchen) auch seine Schwester kennen. Eine sehr nette und interessante Person, die hauptberuflich Gedichte und Lieder für berühmte Iranische Sänger schreibt. Nach zahreichen Qelians und dem Einreden auf seine Schwester doch bitte ein Lied über unser Treffen zu schreiben, ging es weiter in Richtung „Bam e Darlem“ (Dach von Darlem) – dem Stadtteil von Teheran in dem Bijan und seine Schwester wohnen. Auf dem Weg wurde schnell klar, das Bijan’s Schwester wohl ein Auge (vielleicht auch Zwei) auf Max geworfen hatte. Sie bat ihn mehrmals, doch länger in Teheran zu bleiben oder möglichst bald wieder zu kommen, dies sei schließlich nicht mit großen Kosten verbunden, da er ja bei ihr wohnen könne. Nachdem Max ihr beteuerte, sobald wie möglich wieder zu kommen, verabschiedeten wir uns von ihr.

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Bijan bestand darauf uns noch den anliegenden Park zu zeigen, von dem man einen traumhaften Blick über das nächtliche Teheran hat. Bijan’s Plan beinhaltet jedoch weniger den Park und die Aussicht, als erneut eine Qelian mit uns zu rauchen. Diesmal ließen wir jedoch nicht locker und konnten ihn aufgrund der fortgeschrittenen Stunde (mittlerweile war es auch schon 3:30 Uhr) davon abbringen und gingen sehr erschöpft schlafen.

Teheran Nacht (YorckLukas)Bijan Nacht

Am nächsten morgen verabschiedeten wir uns von Bijan und Teheran mit einer traumhaften Fahrt auf der Sommerrodelbahn im Park vom Bam e Darlem. Ein sehr gelungener Abschluss mit einer überragenden Aussicht über ganz Teheran.

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Die iranische Hauptstadt mit Ali

19 Sept

Nachdem wir durch die pittoreske Bergkette von Chalous in Richtung Tehran gefahren sind, haben wir am Rand der 8-Millionen-Einwohner-Stadt in der Nähe eines Parks unser Nachtlager aufgeschlagen. Bald stellte sich heraus, dass die vermeintlichen Camper mit ihren Zelten auf dem Platz neben uns eigentlich Hindernisse und Verstecke einer Paintballarena waren. Als wir parkten, war es für einige Zeit sehr ruhig, sodass wir dachten, ein gutes Plätzchen gefunden zu haben, doch dann ertönte ohrenbetäubende, GameBoy-artige Musik aus Lautsprechern und beschallten die gesamte Umgebung. Zwischendurch schrie ein Ansager, um die Spielrunde abzubrechen. Danach folgte wieder Stille, bis die nächste Runde begann. Da es kurz vor Mitternacht war, hofften wir bei jeder Pause, dass es die letzte Runde war und wir Ruhe finden könnten. Alle bis auf Yorck. Er konnte nicht wiederstehen, folgte seinem Spieltrieb und kam abgekämpft wieder als die anderen schon längst trotz des Lärms eingeschlafen waren.

1 Paintballarena

Der Name der Stadt Tehran kommt aus dem Althochpersischen und bedeutet so viel wie Stadt der vielen Autos. Deshalb ließen wir Susi außerhalb an einer Metrostation stehen und fuhren mit der Bahn in die Innenstadt. Hier wurden wir natürlich wieder beäugt und skeptisch angesehen. Bald fiel uns aber auf, dass wir im Wartebereich der Frauen standen. Die kritischen Blicke wurden weniger, als wir in den Herrenbereich gingen. Im Zug selbst musste man sich keinen Halt verschaffen, da einem dieser durch die anderen zehn Personen gegeben wurde, mit denen man sich einen Quadratmeter Stehplatz teilte. In der Innenstadt angekommen, sahen wir uns zunächst den iranischen Louvre, das von außen ansprechende Nationalmuseum an. Dieses besuchten wir vielleicht aufgrund, aber letztlich trotz der einladenden Beschreibung im Reiseführer: „The presentation of treasures is less than inspired and the lack of useful explanations particularly underwhelming“.

2.1 Tehran
2 Tehran Museum

Schöner als alte Steinpötte, Keramiken und Figürchen war dann der Golestan Palast, der aus der Zeit der Qajar stammt und aus mehreren Gebäuen besteht, die sich um einen riesigen Garten reihen. Als wir uns sattgesehen hatten, zogen wir weiter durch die Straßen von Tehran, wo wir unter anderem leckeren Kaffee, eine alte deutsche Druckmaschine und junge Tehraner zum Mittagessen fanden.

4 Tehran - Palast 5 Tehran Palast 6 Tehran Palast 7 Tehran Palast 8 Tehran Palast 9 Tehran Stadt 9.1 Tehran Stadt 10 Tehran Stadt MIttagessen

Am Abend fuhren wir zu unserer Bekanntschaft Ali nach Karaj, den wir in Sarayi getroffen haben. Karaj liegt zwar nur wenige Kilometer von Tehran entfernt, jedoch standen wir auch hier wieder im Stau bis wir endlich um 21 Uhr nach viel Fragerei, unzähligen Telefonaten und drei Stunden Fahrt bei Ali im Restaurant ankamen. Hier arbeitet er erst ab 18 Uhr. Davor arbeitet er von acht bis 17 Uhr in einem Unternehmen, das mit Siemens zusammenarbeitet.

Ali

Nachdem wir also gestärkt durch die beste Pizza Irans mit Ali im Auto seines Freundes eine Runde durch Karaj gedreht hatten, ging es los auf den „Bam e Karaj“, was so viel wie „Dach von Karaj“ bedeutet. Susi wurde auf dem Hof eines Bekannten, der eine Waschanlage betreibt, abgestellt. Es Gemeint sind die Bergstraßen, auf denen wir auf dem Weg nach Chalous hergefahren waren. Hierher fuhren wir mit offenen Fenstern und lauter Musik in dem Auto dessen Marke in Europa keiner kennt. Zu dem, was wir auf der Hinfahrt als jugendlichen Übermut belächelt hatten, wurden wir nun selbst aufgefordert: In den Tunnel musste die Musik bis zum Anschlag aufgedreht und wild aus dem Fenster geschrien werden. Nach einer Stunde (!) kamen wir zum großen Bergstausee, wo auch anderen Autos parkten. Wir fanden Jugendliche hinter den Absperrungen mit einer Wasserpfeife und Getränken. Sie baten uns zu sich und hier bekamen wir das erste Mal iranischen Alkohol angeboten. Geschmacklich lag das Produkt, das aus einer beschrifteten 1,5 Liter Plastikflasche verabreicht wurde, zwischen Apotheke, Fensterreiniger und Grillanzünder. Nach dieser gustatorischen Offenbarung begnügten wir uns vorerst mit der Wasserpfeife und alkoholfreiem Bier. Doch immer wieder mussten wir die Plastikflasche ansetzen, weil unsere Gönner erzählt bekamen, dass wir aus dem Mekka des Alkohols kamen. Als die Flasche leer war, wurde zum Tanz gebeten. Ähnlich wie in Sarayi kam die Musik aus den Autos. CDs wurden ausgetauscht und neben der Straße getanzt. Vorbeifahrende Autos hupten und drehten die Musik ebenfalls lauter. Natürlich blieb dieses exzessive Spektakel (zwei Autos, sieben tanzende Männer) den Ordnungshütern nicht unentdeckt. Sofort wurde die Musik ausgemacht und jeder von uns zum Polizeiwagen zitiert. Die Polizisten selbst blieben sitzen. Zwischen den Knien des Beifahrers klemmte ein Maschinengewehr. Tanzen ist in der Öffentlichkeit im Iran streng verboten. Deshalb wurden wir verwarnt und bekamen eine kleine Geldstrafe.

Obwohl die Musik kurz darauf wieder angemacht wurde, machten wir uns bald auf den Weg, da unser Reiseführer Ali uns nicht in Schwierigkeiten bringen wollte. Einer der Tänzer, den wir zurückgelassen hatten, war nach Aussagen seiner Freunde „crazy“. Er hatte sich von seiner Frau vor kurzem scheiden lassen, was im Iran erheblich schwieriger sein soll als in Deutschland. Seine zierliche Art und das ultra-körperbetonte Shirt sowie die Nähe, die er zu einem der gleich gekleideten Jungs suchte, vermittelten uns Europäern ein klares Bild. Hinzu kam, dass er uns ständig bat, ihn am nächsten Tag in seinem Herrensalon zu besuchen. Wieder im Auto auf der Bergstraße fragten wir Ali deshalb, ob er die Jungs kannte und ob ihm aufgefallen sei, dass er anders wäre. Er meinte, er habe sie noch nie zuvor gesehen und ihm sei auch nichts aufgefallen. Wir ließen nicht locker und konkretisierten die Frage. Doch als wir fragten, ob er auch glaube, dass er homosexuell sein könnte, sagte Ali entschieden, dass der junge Mann es nicht sei und dass es so etwas im Iran auch nicht gäbe. Klingt einleuchtend, wenn Homosexualität mit der Todesstrafe bestraft wird.

Auf einem anderen Straßenabschnitt – wir fuhren immer noch die „Straße der 1000 Kurven“ in Richtung Chalous – wurden die Straßenränder von parkenden Autos und den dazugehörigen Menschen gesäumt. Hier schien der Bam e Karaj wesentlich etablierter, da es Stände gab, die Kaljan (Wasserpfeife) verliehen, Getränke verkauften und zudem die Polizei allgegenwärtig war. Die Aussicht war gigantisch. Vor uns erstreckte sich Karaj und weiter entfernt sahen wir auch Tehran bei Nacht. Hier treffen sich die jungen Leute aus Karaj, um unter sich, aber dennoch durch die vielen Kontrollen nicht wirklich, ausgelassen zu feiern. Wir mischten uns unter die Leute und begannen uns zu unterhalten. Lukas zeigte Interesse für ein Motorrad und wurde sofort auf eine Spritztour mitgenommen. Das Gerät hatte deutlich mehr als die für Zivilpersonen im Iran zugelassenen 150ccm und war allein deshalb schon eine Attraktion. Nach der Ausfahrt wollten die Damen, die den Motorradbesitzer begleiteten, noch ein Foto mit Lukas machen. Glücklicherweise war ein iPhone zur Hand, um diesen unvergesslichen Moment festzuhalten.

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Um nach so viel Aufregung etwas zu entspannen, führte uns Ali gemeinsam mit den neuen Bekanntschaften vom Straßenfest in ein Restaurant, wo wir Tee und Kaljan bestellten. Unser kleiner Reiseführer und Casanova versuchte uns mit einigen Damen zu verkuppeln und gab Ratschläge, wie man iranische Frauen am besten anzusprechen hatte. Hier bekam Lukas auch seinen iranischen Namen „Arash“, nach einem alten Krieger mit Bogen, den wir einen Tag später auch treffen sollten. Die Heimreise hinunter in die Stadt traten wir aufgeteilt in den Autos unserer neuen Freunde an. Die Musik wurde wieder aufgedreht, Kopftücher vom Kopf geschoben, gejolt und getanzt (ja, das geht auch im Auto). Wenn die Polizei vorbeifuhr, nahmen natürlich wieder alle in Windeseile ihre Plätze ein, rückten die Kopftücher zurecht und machten die Musik leiser.

Viele der gerade jüngeren Frauen tragen das Kopftuch nur bis zur Hälfte des Kopfes und ziehen es erst „ordentlich“ auf wenn die Polizei oder die Sittenwächter kommen. Manchmal lassen sie es zufällig herunterrutschen und vergessen dann, es wieder hoch zu ziehen, bis sie von einer (meist älteren) Frau darauf aufmerksam gemacht werden. Generell gibt es eine Menge Dinge im Iran, die von der Bevölkerung nicht gesetzeskonform gehandhabt werden. Beispielsweise fragen uns junge Iraner, ob sie uns bei Facebook als Freund hinzufügen könnten, obwohl Facebook vom Staat eigentlich blockiert ist und nur über (nicht ganz legale) Umwege erreichbar ist. Viele Iraner sehen zudem über Satellit türkisches oder europäisches Fernsehen. Dass wir an Mautstationen häufig mit Pistazienkeksen oder Baklawa zahlen, stört die weniger Meter entfernt stehende Polizei auch nicht. Auch die privat betriebenen Brau-, Destillier- und Kelterarbeiten mancher Iraner gehören natürlich zu den verbotenen Künsten.

Zurück zur nächtlichen Autofahrt. Als wir diverse Leute nach Hause gefahren hatten, stiegen wir wieder in das Auto von Alis Freund und fuhren nach Karaj. Wir weckten noch kurz den Bekannten auf, um unsere Schlafsäcke aus dem auf dem Hof parkenden Büsschen zu holen und fuhren zu einer Wohnung von Alis Eltern, die gerade leer stand und für seine Schwester renoviert wurde.

Autofahrt

Ausgeschlafen und geduscht(!) ging es dann in den reichen Norden Tehrans. Hier wohnt die Haute Volée, da die Luft etwas kühler und nicht zu stark verschmutzt ist wie im Zentrum. Vielleicht liegt das an den vielen modernen Autos, die hier im Vergleich zu den Trucks aus Großvaters Zeiten im Zentrum umherfahren. Natürlich war es diese Gegend, in der zur Zeit der Pahlavi eine repräsentative Residenz erbaut wurde, welche das Ziel unseres Ausfluges war. Das über 100ha große Sa’d Abad Anwesen wird zwar immer noch militärisch bewacht, ist aber mittlerweile ein Museumskomplex, den viele Iraner gern besuchen. Eine Hauptattraktion ist der 70m2 große und unglaublich fein geknüpfte Teppich im Saal des Grünen Palasts. Das Gebäude, in dem bereits Staatsoberhäupter aller Herren Länder empfangen wurden, ist überhäuft mit Luxus. Die tausenden kleinen Spieglein an den Wänden oder die mit italienischem Leder bespannte Decke im Speisesaal musste sie genauso ins Staunen gebracht haben wie uns. Die Küche befand sich in einem eigenen Haus und sie war von vorn bis hinten mit deutschen Küchenmaschinen- und geräten ausgestattet. Auch das Porzellan, von dem die hohen Herren speisten, kam aus Deutschland. Als wir uns vom Prunk und Protz der Residenz sattgesehen hatten, fuhren wir in das Zentrum der Nordstadt. Hier verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Ali, unserem Freund und Reiseführer, der uns in den kommenden Tagen noch ab und zu anrufen und sich nach unserem Wohlbefinden erkundigen wird.

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Kaspisches Meer

11 Sept

Unsere Mitreisende entzückt nicht nur durch ihr elegantes Aussehen, sondern auch durch ihr feuriges Temperament. Wie bei manch anderen uns eng vertrauten weiblichen Wesen, wirkt auch das Gemüt unserer Dame bei stressigen Situationen leicht gereizt. Bockig wie ein sylter Lamm, von dem die Laufbereitschaft eines Steinbocks bei einer Passüberquerung abverlangt wird, sträubte sich Susi gegen den endlos langen Anstieg des Elburs-Gebirges. Kleine Zärtlichkeits- und Erholungspausen wurden eingeräumt, um Susis Unbehagen zu verringern. Motorjaulend meisterte Susi die letzten Kilometer, ohne sich von den überholenden Fahrradfahrern beeindrucken zu lassen. In der Ruhe liegt die Kraft – treu nach der Idee der Entschleunigung oder des „Slow Travel “. Hupend vor Freude erreichten wir den Gipfel und blickten zu viert auf den ewig langen Anstieg zurück.

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Vom entgegenkommenden kalt salzigem Wind motiviert, rasten wir auf den größten See der Welt, zehnmal so groß wie unser geliebter Bodensee, zu. Eine kleine Straße zu einem Badestrand war schnell gefunden. Wir wurden nur durch ein paar Meter feinen Sand, einen rostigen Mülleimer und Azlan vom Meer getrennt. Azlan war ein gut gebräunter, wohl geformter und stark behaarter älterer Mann, welcher am liebsten Wasserpfeife rauchend in seinem Campingstuhl entspannte. Gemächlich erhoben sich all seine ca. 110 Kilogramm und bewegten sich auf uns zu. Nach einem festen Händeschütteln stellte er sich vor und machte kurz klar, wer hier das Sagen am Strand hat. Unsere vollbärtige neue Bekanntschaft war für die Vergabe der Parkplätze, die Bereitstellung von Duschmöglichkeiten und die Vermittlung von Wasserpfeifen verantwortlich. Azlan war der Chef.

 

Azlan sorgte dafür, dass unser Auto seinen Sonnenplatz mit einem im Schatten geparkten Auto tauschte und bestellte uns als Willkommensgeschenk eine mit Apfel-Tabak präparierte Wasserpfeife. Die Pfeife war geraucht, ein paar Tassen Chai getrunken, die Sonne gewandert und der See immer noch nicht von uns getestet. Ab ins Wasser!

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Beim hineintapsen ins Wasser bemerkten wir, dass wir nicht die einzigen badelustigen Lebewesen an diesem Strand waren. In ungefähr 200 Metern Entfernung erblickten wir eine seltene Gattung der kaspischen Königspinguine. Menschengroß und in schwarzen Fracks glitten sie ins Wasser wie ihre arktischen Artgenossen. Wir wollten in die Fußstapfen des Evolutions-Theoretikers Charles Darwin treten und diese uns unbekannte Spezies genauer unter die Lupe nehmen. Doch ein großes Stopp-Schild, eine kleine Trennwand und ein verärgerter Aufschrei von Azlan beendeten unsere kleine Forschungsexpedition.

Wir vergaßen das Expeditionsziel und widmeten uns dem Fangenspielen mit einheimischen Jungs in dem erstaunlich trüben Wasser. Die unverhältnismäßig hohe Anzahl an stark behaarten Oberkörpern lies uns wundern, weshalb nur Männer im See waren und wo es die Damen zum Baden hin bewog. Das Fehlen der weiblichen Badegäste und das Vorhandensein extrem ausgewachsener Pinguine verwirrte und so sehr, dass wir beschlossen den Strand vorerst zu verlassen.

 

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Das Kaspische Meer ist nicht nur wegen seiner Größe weltweit bekannt, sondern auch auf Grund ihrer Fischspezialität. Präziser, wegen der rundlichen Nachkommen einer besonderen Fischart. Circa 95% des schwarzen Goldes des Störs stammen aus dem kaspischen Meer. Sie werden an die entlegensten Feinkostläden, Hotels oder Chalets zu exorbitanten Preisen exportiert. Mit Hilfe einer entworfenen kubischen Skizze alá Picasso fanden wir zügig ein Fischgeschäft, welches frischen Kaviar verkaufte. Satte 100 Gramm gönnten wir uns. Kosten: 5€. Der Gedanke für 50€ ein Kilogramm Stör-Kaviar mitzubringen wurde leider wegen der schlechten Umsetzbarkeit (die Problematik der Kühlung) verworfen. Tut uns leid, Lara.

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Weitere Highlights sollten folgen. Das erste galt unseren gut genährten Bäuchen. Um nicht weiteren unnötigen Ballast anzuhäufen, gönnten wir uns eine quälend lange Sporteinheit in der Nachmittagssonne am Strand. Nach ein paar Sprints und ein paar gejoggten Kilometern kehrten wir schwer atmend zurück in Azlans Revier. Breit lächelnd winkte der kugelrunde uns zu und deutete auf die noch unbenutzte Wasserpfeife neben ihm. Wir lehnten winkend ab und widmeten uns nun den Kraftübungen. Die mitzählenden Blicke der anderen Strandbesucher kitzelte bei jedem von uns sicher zwei drei extra Liegestütz, Sit-ups, etc. heraus. Fix und fertig wie ein Lachs nach seiner Wanderung taumelten wir ins lauwarme Wasser.

Gut gelaunt und frisch geduscht, erreichten wir unser schattiges Plätzchen und bereiteten die Weiterfahrt vor. Doch nach Tehran sollte es heute nicht mehr gehen…

Ein kahlköpfiger Motorradfahrer bot uns stattdessen ein Abendessen und eine Übernachtung bei ihm Zuhause an. Wir haben uns selbstverständlich so verhalten, wie man sich verhält, wenn ein unbekannter Biker einem anbietet ihm zu folgen: wir haben zugesagt. Doch statt einer bis unter die Zähne bewaffneten Motorradgang erwartete uns am Stadtrand eine ansprechende Villa mit einem großen Gemüse- und Obstgarten. Die Hausherren waren die Eltern des vermeintlichen Hells-Angel-Bikers. Der Motorradfahrer, Aref, wohnte hier gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinen Eltern. Mit den Damen hatte man bei der Begrüßung zwar nicht die Hände geschüttelt, jedoch legte Arefs Ehefrau, nach ein paar Stunden ihr Kopftuch ab und wechselte ihre eher konservative Kleidung. Sie lief nun wie eine moderne Europäerin mit offenem Haar, gutsitzendem Top und einer schicken Jeans durch das Anwesen. Während in der Öffentlichkeit die meisten Damen eher schlicht und konservativ gekleidet (Kopftuch-Pflicht) sind, wird Zuhause das angelegt, was einem lieb ist. Dies erklärt auch das Phänomen, dass in den Läden und Kleidungsmärkten größtenteils bunte, moderne und teilweise anzügliche Kleidungsstücke zum Verkauf stehen, obwohl diese Kleidung nicht in der Öffentlichkeit zur Schau getragen werden darf.

 

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Aus der Felsenstadt Kandovan stammt angeblich der beste Honig des Landes, den wir als Gastgeschenk mitgebracht haben. Gegen unseren Protest aus Bescheidenheit bekamen wir auch ein Geschenk. Selbstangebauten Tee und eine Thermoskanne, um den Tee warm zu halten. Während wir mit Aref zu Abend speisten – es gab Reis, Lammkotelette, Gemüse, Brot und Käse – waren die Hausherren mit der Vorbereitung der Schlafplätze beschäftigt. Liebevoll richtete die Mutter drei Betten her, während ihr Ehemann am Fernsehsatelliten einen Sender zu suchen schien. Stolz wie Oskar, präsentierte der ältere, jedoch sehr muskulöse, Herr uns sein erbrachtes Werk: ZDF.

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Zwar sind Internationale Satelliten im Iran verboten, doch wie Facebook oder Alkohol scheint jeder darauf Zugriff zu haben. Doch wie wir vor kurzem erfahren haben, überlegt die Regierung, beziehungsweise Rohani, das Land zu liberalisieren, den Kontakt zum Westen zu pflegen und die Internetzensur zurückzufahren, welches uns bei unserer Blog-Arbeit auch sehr helfen würde. Die Iraner, mit denen wir ins Gespräch gekommen sind, scheinen dies sehr zu begrüßen. Wir sind gespannt.

Tabriz

3 Sept

Tabriz war die erste größere Stadt, die wir im Iran besucht haben. Zunächst wurde ein Parkplatz für Susi gefunden. Danach galt es, unsere Grundbedürfnisse zu befriedigen. Unser Magen musste gefüllt werden und als wir an einer Bäckerei vorbeiliefen, zog uns der Duft der süßen Leckereien magisch hinein und der nette Inhaber bediente uns sofort. Ein anderes Grundbedürfnis, welchem wir nachkommen wollten, war das Salz, das wir trotz unserer Katzenwäsche immer noch von unserem Bad im Urmia-See auf unseren Körpern und in den Haaren spürten, abzuwaschen. Das einzige Hamam der Stadt öffnete jedoch erst um 21 Uhr, sodass wir den direkt darüber befindlichen Friseursalon aufsuchten.

Dem Barbier, einem Mann der alten Schule, legten wir unsere gesalzten Köpfe einer nach dem anderen ins Becken. Bei Lukas Haaren war er sichtlich verwirrt, arbeitete aber dennoch professionell. Yorck bekam eine neue Frisur, die er sich vorher auf einem im Salon hängenden Bild ausgesucht hatte. Max und Lukas genossen die Menschwerdung in Form einer Rasur mit einem Rasiermesser.

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Danach schlenderten wir frisch und wohlriechend durch die Basar-Hallen, wo uns ein älterer Herr auf gebrochenem Deutsch ansprach und fragte, ob er uns helfen könne. Nicht dass wir sonst nicht angesprochen werden, nein, wir werden alle zwanzig Meter angesprochen, ausgefragt und/oder begleitet. Häufig wird die Frage gestellt, was wir und die Menschen in Deutschland vom Iran halten.

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Zurück zum größten überdachten Basar der Welt, wo wir dank unseres sprachbegabten Gefährten zielgerichtet und informiert unterwegs waren. Wir kauften Tee, Datteln, Safran und andere Gewürze. Die Klassiker wie Teppich- und Stoffhandel haben wir natürlich nicht ausgelassen. Im Vergleich zu einem Basar in Istanbul ist der in Tabriz deutlich größer und nicht auf Touristen ausgerichtet. Das spürten wir sehr schnell an den Preisen und der Zurückhaltung der Verkäufer.

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Auf Empfehlung eines Mitarbeiters des staatlichen Touristenbüros, der uns in der Nähe des Basars (wie hätte es anders sein sollen) von der Seite ansprach, fuhren wir ca. eine Stunde nach Kandovan. Die Attraktion, die viele Iraner zur Zeit der Ferien (der Ramadan ist gerade zu Ende gewesen) in die kühle Bergregion verschlägt, sind die in den weichen Stein gehauenen Behausungen. Eine Stadt im Fels, wie es sie in Kappadokien in Zentral-Anatolien gibt, nur dass die Stadt Kandovan tatsächlich von Menschen bewohnt wird.

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Ihren größten Teil des Einkommens erwirtschaften die Einwohner jedoch mit den (inländischen) Touristen, die ihnen den unwiderstehlich guten Honig, getrocknete Früchte oder selbstgeknüpfte Teppiche und Taschen abkaufen. Auch wir konnten Honig und Früchten nicht widerstehen und genossen, nachdem wir beim Erklimmen der Stadt wieder Foto-Freunde gefunden hatten, eine Kaljan (Wasserpfeife) und Cay (Tee).


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EXKURS:

Jetzt noch ein kleiner Exkurs zu den paradiesischen iranischen Preisen:

-Fahrt auf dem Damm über den Urmia-See: (Kassierer in der Mautstation) „From Germany? Holidays? It’s free for you, go!“

-einen Tag lang parken in Tabriz: 12,5 Cent

-Diesel (von Tankwarten abgeschwatzt und eigentlich nicht frei für uns erhältlich): 8 Cent/Liter

-Kabab-Abendessen für drei Personen mit sechs Fleischspießen, gegrilltem Gemüse, Unmengen an Brot, Joghurt- und Soft-Drinks: knapp 8 Euro

-Frühstücksgebäck für uns drei aus einer Bäckerei mit einem kommunikativen Inhaber: geschenkt

-dreimal Haare waschen, einmal Haare schneiden, zweimal Rasur: Der Barbier wollte uns alles schenken aber wir haben darauf bestanden, den vollen Preis (7 Euro) zu zahlen

-eine iranische prepaid-Karte mit 2,5 Euro Guthaben: 5 Euro

-ein Kilogramm vom besten Tee, den der Herr auf dem Basar verkauft: 1,5 Euro